Meldungen

Milchpreise abgesprochen? Kartellamt schaltet sich ein

Die heftigen Preissprünge bei Milch und Milchprodukten haben das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Die Kartellwächter durchforsteten am Mittwoch in den Büros des Milchindustrie-Verbandes (MIV) und der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) Unterlagen unter dem Verdacht von Preisabsprachen, sagte ein Sprecher des Kartellamts. Es sei zu erwarten, dass die MIV und die ZMP Informationen zu den Hintergründen der Preiserhöhung Anfang August hätten. Wichtige Erzeuger von Milch und Milchprodukten sind im MIV vertreten. Dieser wies den Verdacht zurück.

Die Preise für Milchprodukte und Milch sind von Ende Juli bis Anfang August flächendeckend und gleichmäßig gestiegen. Dem Kartellamt zufolge zog der Einstiegspreis für Butter um satte 50 Prozent an. Die Preissteigerungen waren im Vorfeld angekündigt worden. Es sei nicht auszuschließen, dass die Preisaktion in der Milchindustrie und im Handel abgesprochen worden sei, hieß es beim Kartellamt. "Ein solches Vorgehen würde gegen das Kartellrecht verstoßen", betonte der Sprecher. Zunächst handele es sich bei dem Vorgehen der Wettbewerbshüter aber noch nicht um ein formelles Verfahren, sondern um eine Sachverhaltsaufklärung.

MIV-Chef: Es gibt keine Absprachen

Der Präsident des MIV, Eberhard Hetzner, bestätigte die Visite der Kartellwächter, wies den Verdacht koordinierter Preiserhöhungen aber zurück. "Es gibt keine Absprache", sagte er. In der Branche herrsche "großer Wettbewerb". Zu Details wollte er sich wegen der laufenden Untersuchung nicht äußern. Ein Sprecher der ZMP bestätigte nur Gespräche mit dem Kartellamt. Die Bonner ZMP beobachtet die Märkte und Preise für Agrarprodukte, sie gehört mehreren Verbänden. Der MIV ist Interessenvertreter der Milchindustrie.

Die Preiserhöhungen waren auf scharfe Kritik aus der Politik gestoßen. Agrarminister Horst Seehofer (CSU) hatte das Ausmaß der Anhebungen als "überzogen" und ungerechtfertigt bezeichnet: "Die derzeitigen Steigerungen der Erzeugerpreise für Milch rechtfertigen keinesfalls eine derartige Belastung der Verbraucher durch die Lebensmittelketten." Die Vorsitzende des Bundestags-Agrarausschusses, Ulrike Höfken (Grüne), hatte der Milchindustrie und dem Handel "Abzocke" der Verbraucher vorgeworfen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen