BaFin friert Konten ein Kaupthing-Kunden zittern
09.10.2008, 17:38 UhrDie deutschen Kunden der isländischen Kaupthing Bank müssen um ihr Erspartes Zittern. Nachdem die isländische Regierung die größte Bank der Insel unter ihre Fittiche genommen hat, hat die deutsche Bankenaufsicht BaFin die Kundenkonten bei der deutschen Niederlassung eingefroren. Damit ist der Bank nach Angaben der Bafin rechtlich untersagt, Auszahlungen vorzunehmen.
Mit dem Zahlungs- und Veräußerungsverbot soll einem BaFin-Sprecher zufolge ein "ungeordneter Abfluss" der Einlagen sowie ihr Transfer ins Ausland verhindert werden. Wie lange Kunden nicht an ihre Einlagen kämen, sei derzeit noch unklar. Aktuell werde ermittelt, wie viele deutsche Kunden ihr Geld bei der Bank hätten. Auch die Gesamthöhe der Einlagen in Deutschland sei noch unklar. Die BaFin stehe in engem Kontakt mit den isländischen Behörden.
Die Bank selbst hatte bereits in der Nacht den Online-Zugriff auf die Konten technisch unterbunden. Die Einlagen deutscher Kunden sind nach Angaben der Kaupthing Bank durch die isländische Einlagensicherung garantiert. Auf der Internetseite der Kaupthing erhielten Kunden lediglich den Hinweis: "Derzeit ist der Zugang auf die Online-Konten nicht möglich. Sie erhalten schnellstmöglich weitere Informationen."
Mehr als 30.000 Kunden betroffen
Zu Wochenbeginn hatte die deutsche Kaupthing-Tochter laut Behörde rund 50.000 Konten. Infolge der Berichterstattung im Wochenverlauf sei die Zahl wahrscheinlich bereits gesunken, hieß es. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" sind 30.800 Sparer in Deutschland betroffen. Ihr Einlagevolumen soll sich auf 308 Mio. Euro belaufen. Noch am Mittwoch hatte ein Banksprecher versichert, das Geschäft laufe normal weiter. Auch habe die Finanzmarktkrise, von der der Finanzsektor in Island besonders heftig betroffen ist, keine Auswirkungen auf das Geschäft in Deutschland.
Das Institut, das in den vergangenen Monaten mit aggressiven Zinsangeboten für Tagesgelder geworben hatte, ist nicht Mitglied in den gesetzlichen und freiwilligen Sicherungsfonds der deutschen Geschäftsbanken, wie ein Sprecher des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) bestätigte. Damit greift der isländische Sicherungsfonds, der nach Angaben eines Kaupthing-Sprechers pro Person umgerechnet 20.887 Euro schützt. Anleger sollten sich nun - am besten in schriftlicher Form - direkt an die isländische Einlagensicherung wenden. Die Adresse: Sedlabanki Islands, Central Bank of Iceland, Kalkofnsvegi 1, 150 Reykjavik Island. Telefon: 00354 569 9600.
Islands Ministerpräsident Geir Haarde gab Anfang der Woche zwar eine Staatsgarantie für alle Privateinlagen bei den Banken der Insel ab. Ob diese auch für deutsche Kunden gilt, konnte die Bank bislang nicht sagen. Auf der Website des Instituts hieß es, die Einlagen der Kunden außerhalb Islands und Großbritanniens würden nur durch die isländische Einlagensicherung abgedeckt. Unklar blieb zunächst auch, ob die von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgesprochene Garantie für die Ersparnisse der deutschen Bürger auch für die Kaupthing-Kunden gilt.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht untersagte Kaupthing in der Alpenrepublik die Entgegennahme von Kundengeldern und fror alle Spareinlagen auf österreichischen Kaupthing-Konten ein. Die deutsche Niederlassung untersteht nach Angaben der Bank der isländischen Finanzaufsicht.
Kaupthing wurde 1982 als Agentur für Finanzberatung und Wertpapiervermittlung gegründet und ist durch zahlreiche Übernahmen in wenigen Jahren zu einem der größten Geldhäusern in Nord-Europa aufgestiegen. Island steht wegen der Bankenkrise vor dem Bankrott. Die Regierung hatte bereits vor ein paar Tagen die anderen beiden Institute der Insel, Landesbanki und Glitnir, unter ihre Fittiche genommen. Durch die Verstaatlichung von Banken und mit russischer Hilfe soll eine Staatspleite verhindert werden.
Zittern auch in anderen Ländern
Mehr als 50.000 Sparer in den Niederlanden und Großbritannien fürchten um ihre Einlagen bei der Online-Tochter der Landsbanki, IceSave. Die im Zuge der internationalen Finanzkrise ins Trudeln geratene Bank hatte zuvor die Konten ihrer Kunden gesperrt, um sie daran zu hindern, ihre Gelder von dem Institut abzuziehen.
Haarde warb indes um Vertrauen für IceSave. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das Vermögen der Landsbanki ausreicht, um die Einlagen bei IceSave abzudecken", sagte Haarde. Gemeinsam mit der britischen Regierung wolle er eine zufriedenstellende Lösung finden. Im Fall eines Zusammenbruchs der Bank müssten die Regierungen in London und Reykjavik mit bis zu 63.000 Euro für jede Spareinlage geradestehen. Großbritannien forderte Island daher auf, der Bank den Rücken zu stärken.
Unterdessen kündigte die weltgrößte Online-Bank ING Direct an, IceSave-Einlagen in Höhe von rund 680 Millionen zu übernehmen. Die britische Regierung begrüßte dies als Schritt in die richtige Richtung.
Islands Präsident mit Herzproblemen
Unterdessen wurde bekannt, dass der isländische Staatschef Olafur Ragnar Grimsson Anfang der Woche mit Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. Ein Sprecher des Präsidenten teilte am Donnerstag mit, der Präsident habe nach einem kleinen Eingriff inzwischen aber den größten Teil seiner Tätigkeit wieder aufnehmen können. Durch die internationale Bankenkrise wurde Island an den Rand des Staatsbankrottes geführt. Der 65-jährige Grimsson ist seit 1996 Präsident Islands und hat hauptsächlich repräsentative Aufgaben.
Quelle: ntv.de