Einigung mit Gewerkschaft Keine Streiks mehr bei GM
26.09.2007, 10:43 UhrDer erste landesweite Streik beim US-Autobauer General Motors seit knapp 40 Jahren ist nach zwei Tagen beendet. In einer erneuten Marathonsitzung erreichten die Führung des Opel-Mutterkonzerns und Vertreter der Autogewerkschaft UAW in der Nacht zu Mittwoch einen Durchbruch im Streit um die Senkung der Lohnnebenkosten. Beide Seiten einigten sich auf die Einrichtung eines Gesundheitsfonds, mit dem die Versorgung ehemaliger Mitarbeiter gesichert werden soll. Die Einigung nach zehnwöchigen Verhandlungen dürfte Konkurrenten wie Ford und Chrysler unter Zugzwang setzen.
Nach stundenlangen Verhandlungen erklärte UAW-Chef Ron Gettelfinger in den frühen Morgenstunden den Streik in den US-Werken für ausgesetzt. Die Produktion sollte noch am Mittwoch wieder anlaufen. Gettelfinger gab sich auf einer Pressekonferenz am GM-Hauptsitz in Detroit optimistisch, dass die Mehrheit der rund 73.000 Arbeiter der Vereinbarung mit GM in den nächsten Tagen zustimmen wird. Details nannte er allerdings nicht.
Auch der Konzern gab zunächst keine Einzelheiten. Die Tarifeinigung müsse noch von den Gerichten und der Börsenaufsicht überprüft werden, teilte GM mit. Die Wettbewerbsfähigkeit werde sich durch den Vertrag verbessern. Dafür plane GM auch signifikante Investitionen. Nach Einschätzung von Analysten könnte der geplante Gesundheitsfonds GM einmalig 30 Mrd. US-Dollar kosten. Dafür dürfte das Unternehmen jährlich bis zu drei Mrd. US-Dollar einsparen.
Die Gewerkschaft hatte am Montagabend ihren ersten landesweiten Ausstand gegen den größten US-Autobauer seit 1970 ausgerufen, nachdem ein Ultimatum der Arbeitnehmervertreter für eine Einigung ergebnislos verstrichen war. Ein längerer Ausstand hätte den Konzern Branchenexperten zufolge rund acht Mrd. US-Dollar pro Monat gekostet. Wegen hoher Lagerbestände dürfte ein so kurzer Streik dagegen kaum Auswirkungen haben. Die Börse reagierte nach der Einigung entsprechend erleichtert: In Frankfurt legten GM-Aktien mehr als sieben Prozent zu.
Die Tarifgespräche haben für das Überleben von GM eine große Bedeutung. Der Konzern steckt angesichts von Mrd.verlusten in Nordamerika in einer umfassenden Sanierung, die den Abbau Zehntausender Stellen vorsieht. In Europa war besonders Opel von dem Sparkurs betroffen. GM wollte in den Verhandlungen vor allem die Lohnnebenkosten drücken, die nach Konzernangaben deutlich über denen der japanischen Konkurrenz liegen. Der Ausgang des Tarifkonflikts gilt auch als richtungweisend dafür, wie schnell sich die drei großen US-Autobauer - GM, Ford und Chrysler - von ihren zusammen rund 15 Mrd. US-Dollar an Verlusten aus dem Jahr 2006 erholen werden.
Quelle: ntv.de