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1.394.485.722,72 Euro Kirch will Schadensersatz

Der Medienunternehmer Leo Kirch fordert von der Deutschen Bank 1,4 Milliarden Euro im Zusammenhang mit dem Kollaps seines Firmenimperiums im Jahr 2002. Damit hat Kirch erstmals seine Schadensersatzansprüche gegenüber Deutschlands größtem Geldhaus, das er für den Zusammenbruch der Gruppe verantwortlich macht, beziffert.

"Die Schadensersatzforderungen sind substanzlos", sagte ein Sprecher der Bank am Donnerstag in Frankfurt. Es handle sich um einem weiteren Versuch Kirchs, von seiner Verantwortung für die Pleite abzulenken. Einen Zusammenhang zwischen dem Kollaps und einem Interview von Ex-Bankchef Rolf Breuer, in dem dieser nach Ansicht Kirchs seine Kreditwürdigkeit in Frage gestellt hatte, gebe es nicht. "Einer etwaigen Klage werden wir entschlossen entgegentreten", sagte der Sprecher der Deutschen Bank.

In einem Reuters vorliegenden Schreiben von Kirchs Anwälten heißt es: "Wir fordern Sie auf, bis Dienstag, den 30. Januar 2007, einen Betrag in Höhe von 1.394.485.722,72 Euro zuzüglich Zinsen (...) zu bezahlen", Es ist -jeweils per Einschreiben mit Rückschein -an Bankchef Josef Ackermann sowie Breuer adressiert. "Bei ergebnislosem Fristablauf werden wir die Ansprüche gerichtlich geltend machen", heißt es weiter.

Kirchs Anwälte, darunter der CSU-Politiker Peter Gauweiler, machen unter anderem Verluste durch die zwangsweise Abgabe der knapp 41-prozentigen Beteiligung Kirchs am Axel-Springer-Verlag geltend. Das Aktienpaket war in der PrintBeteiligungs GmbH geparkt und diente der Deutschen Bank als Pfand für einen Kredit. Im Zuge der Insolvenz griff die Bank darauf zu und verkaufte es. Darüber hinaus listen die Anwälte Forderungen gegenüber einer anderen Kirch-Gesellschaft auf, die nach deren Pleite ebenfalls nicht mehr hätten geltend gemacht werden können.

"Erschossen hat mich der Rolf"


Der 80-jährige Kirch wirft der Deutschen Bank und Breuer persönlich vor, seinen Konzern absichtlich in den Ruin getrieben zu haben, um anschließend von der Zerlegung zu profitieren. "Erschossen hat mich der Rolf", sagte er einmal. Im Kern wirft er ihm ein Fernsehinterview zu Jahresbeginn 2002 vor. "Was man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, (...) noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte der damalige Bankchef wenige Wochen vor der größten Pleite in der deutschen Mediengeschichte mit Blick auf Kirch gesagt. Kurz darauf brach der Konzern um die TV-Gruppe ProSiebenSat.1 zusammen.

Vor fast genau einem Jahr hatte der Bundesgerichtshof im Grundsatz entschieden, dass die Deutsche Bank und auch Breuer eine Mitverantwortung für den Zusammenbruch des Kirch-Konzerns tragen. Kirch kann damit Schadenersatzansprüche geltend machen, muss hierfür aber eine konkrete Leistungsklage einreichen und diese begründen. Er hatte parallel versucht, auch in den USA eine Schadensersatzklage anzustrengen. Im November erklärte sich sich jedoch ein New Yorker Bezirksgericht für nicht zuständig. Der Medienunternehmer hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine Leistungsklage in der Heimat vermieden, weil dies seine Chancen vor dem US-Gericht noch weiter verringert hätte.

Kirch prozessiert in rund einem Dutzend Fällen gegen die Deutsche Bank. So hat er unter anderem mehrere Hauptversammlungen angefochten. Im Oktober reichten seine Anwälte Strafanzeige gegen Ackermann wegen millionenschwerer Zahlungen an einen Ex-Vorstand ein.

Quelle: ntv.de

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