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Autobauer räumen Fehler ein Kniefall vor US-Kongress

Mit einschneidenden Sanierungsplänen im Gepäck haben die krisengeschüttelten US-Autobauer abermals versucht, den Kongress von neuen Milliardenhilfen zu überzeugen. Die Chefs der Opel-Mutter General Motors sowie von Ford und Chrysler begannen am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des Senats mit der Erläuterung ihrer Pläne für eine Neuausrichtung der ums Überleben kämpfenden Konzerne. Die Politiker zeigen sich hin- und hergerissen. Während die ersten staatliche Hilfe in Aussicht stellten, blockten andere ab.

"Wir können die Autoindustrie nicht untergehen lassen", sagte Senator Charles Schumer bei der möglicherweise entscheidenden Anhörung der drei Firmenchefs im US-Kongress. Ausschussmitglieder reagierten jedoch weiter skeptisch. "Ich bin dagegen, die drei großen Autohersteller freizukaufen", sagte der führende Republikaner in dem Gremium, Richard Shelby. "Die Autofirmen müssen demonstrieren, dass sie zu Reformen entschlossen sind", sagte der demokratische Ausschussvorsitzende Chris Dodd. "Gutes Geld darf nicht schlechtem hinterher geworfen werden." Untätigkeit der Politik bedeute jedoch, mit der Wirtschaft "russisches Roulette" zu spielen.

Autobauer gestehen Fehler

GM-Chef Rick Wagoner räumte in seiner vorab veröffentlichten Stellungnahme ein, sein Unternehmen habe "Fehler" begangen. General Motors habe nicht rasch genug in spritsparende Modelle investiert. Als Schlüsselelemente des Sanierungsplans nannte Wagoner unter anderem verstärkte Investitionen in umweltfreundliche Modelle wie den Chevy Volt, eine Verringerung von Marken, Modellen und Verkaufsfilialen sowie mit Blick auf die Arbeitskosten "volle Wettbewerbsfähigkeit" mit ausländischen Konkurrenten bis 2012. Der größte US-Autobauer ersucht den US-Kongress insgesamt um neue Kredite von bis zu 18 Mrd. Dollar bis Ende 2009, vier Mrd. davon will die Opel-Mutter noch im Dezember haben

Chrysler-Chef Robert Nardelli kündigte seiner vorab veröffentlichten Rede zufolge ebenfalls umweltfreundliche Modelle und Kosteneinsparungen an. "Chryslers langfristiger Produktplan ist robust, realistisch und grün", sagte er. Werde der Staatskredit gewährt, solle er von 2012 an zurückgezahlt werden. Chrysler will die angefragten sieben Milliarden Dollar bis Jahresende haben.
Ford peilt nach den vorliegenden Plänen an, mit Unterstützung durch das Staatsdarlehen bis 2011 wieder profitabel werden. Über die nächsten sieben Jahre sollen außerdem 14 Mrd. Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Ford braucht bis zu neun Mrd. Dollar, hofft aber, auf das Geld nicht unbedingt zugreifen zu müssen.

Bitte noch zehn Milliarden mehr!

Zuvor war bekanntgeworden, dass der Geldbedarf der Autobauer größer ist, als bislang bekannt. Statt wie bislang 25 Mrd. Dollar, fordern die drei Unternehmen nun insgesamt 34 Mrd. Dollar an neuen Krediten. Nach Expertenmeinung brauchen die drei Konzerne jedoch deutlich mehr Geld um zu überleben. Angesichts der vorhergesagten Verkaufsrückgänge bräuchte die Autobranche 75 bis 125 Mrd. Dollar, sagte Moody's Chefvolkswirt Mark Zandi in der Kongressanhörung. Es gebe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Hersteller zu einem späteren Zeitpunkt um weitere Hilfen bitten würden, erklärte der Experte.
Gleichwohl hätte das Aus eines Herstellers aus Detroit "katastrophale Auswirkungen für die Wirtschaft", erklärte Zandi. "Sollte einer der 'Großen Drei' aus Detroit untergehen, würde eine große Zahl an Zulieferern mit untergehen", warnte auch Keith Wandell, der Chef der Zulieferers Johnson Controls, in der Anhörung.

Aus welchem Topf?

Ungeachtet der am Dienstag vorgelegten Sanierungsprogramme gilt es allerdings weiter als fraglich, ob der Kongress die Milliardenhilfe schnell gewährt. In der Führung der Demokraten gebe es "wachsende Besorgnis", dass sie keine ausreichende Mehrheiten für die Verabschiedung eines Rettungspakets bereits in der nächsten Woche finden, berichtete die "New York Times".

Nancy Pelosi, demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, hat zwar erklärt, dass ein Kollaps der Konzerne keine Option sei und Regierungshilfen wahrscheinlich seien. Es wird allerdings damit gerechnet, dass eine Entscheidung darüber noch länger dauern könnte. Strittig ist zwischen Demokraten und Republikanern besonders die Frage, aus welchem Topf die Gelder kommen sollen. Die Demokraten möchten die für eine Stabilisierung der Finanzbranche vorgesehenen 700 Mrd. Dollar anzapfen. Die Republikaner wollen dagegen auf ein bereits bewilligtes Kreditpaket von 25 Mrd. Dollar zurückgreifen, das eigentlich für die Entwicklung sparsamerer Autos gedacht ist.

Die Arbeitnehmer zeigten sich unterdessen zu Zugeständnissen bereit. Die Vereinbarungen mit den Unternehmen sollten überprüft und geändert werden, sagte der Chef der Autobauer-Gewerkschaft UAW, Ron Gettelfinger. Dazu zähle, Arbeitsplatzgarantien zu lockern und Zahlungen an einen Gesundheitsfonds zu verschieben.

Mit guten Beispiel voran

Die Vorstandsvorsitzenden wollen zudem für ein symbolisches Jahresgehalt von einem Dollar arbeiten. Als weitere Geste fuhren Ford-Chef Alan Mulally, GM-Vorstandsvorsitzender Rick Wagoner und Chrysler-Chef Robert Nardelli die mehr als 800 Kilometer von Detroit nach Washington in Hybrid-Autos. Bei der ersten Kongressanhörung vor zwei Wochen hatte es scharfe Kritik gegeben, weil die drei trotz der dramatischen Lage ihrer Konzerne Firmenjets benutzt hatten.

Bei einer ersten Anhörung hatten sie noch 25 Mrd. Dollar an Krediten gefordert und waren im Kongress auf große Skepsis gestoßen. Führende Politiker hatten als Vorbedingung detaillierte Sanierungspläne verlangt.

Quelle: ntv.de

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