Milliardenbetrug in Indien Konzernchef festgenommen
10.01.2009, 18:19 UhrNach dem Milliardenbetrug beim indischen Software-Konzern Satyam ist Firmengründer und Vorstandschef Ramalinga Raju festgenommen worden. Auch sein Bruder, der das operative Geschäft bei Indiens viertgrößtem Software-Entwickler verantwortete, kam in Haft. Ein Gericht in der südindischen Stadt Hyderabad habe entschieden, dass beide Brüder zunächst bis 23. Januar in Gewahrsam bleiben sollen, teilte Rajus Anwalt mit. Ihnen wird Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. Nach Medienberichten drohen ihnen bis zu 10 Jahre Haft. Dem Anwalt zufolge wollen sie Antrag auf Freilassung auf Kaution stellen.
Raju hatte am Mittwoch in einem Schreiben an den Aufsichtsrat Fehlbeträge von etwa 71 Mrd. Rupien (umgerechnet mehr als eine Mrd. Euro) zugegeben und war zurückgetreten. Der Firmenchef hat offensichtlich über Jahre hinweg die Bilanzen gefälscht. Der Fall hat in Indien auch kritische Fragen zur Rolle der Wirtschaftsprüfer aufgeworfen. Die Bücher des Konzerns waren von Pricewaterhouse Coopers geprüft worden.
Die Regierung löste das bisherige Führungsgremium des Konzerns auf. Innerhalb einer Woche soll eine neue Unternehmensspitze ernannt werden und zu einer ersten Krisensitzung zusammenkommen. Indien werde nicht zulassen, dass das Vertrauen in die heimischen Unternehmen, insbesondere des IT-Sektors, unter diesem Fall leidet, hieß es. Es werde eine gründliche Untersuchung geben, um die Schuldigen festzustellen.
Das auf Firmensoftware spezialisierte Unternehmen wurde 1987 gegründet. Im Geschäftsjahr 2007 erwirtschaftete Satyam einen Umsatz von 84,7 Mrd. Rupien (1,7 Mrd. Euro). Weltweit unterhält die Firma 28 Entwicklungszentren, darunter Niederlassungen in München und Wiesbaden, und beschäftigt insgesamt fast 53 000 Menschen.
Quelle: ntv.de