Aktie bricht um 35 Prozent ein Kreditkrise erfasst HRE
15.01.2008, 14:29 UhrDie Krise an den internationalen Finanzmärkten hat nun auch den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate erreicht. Im vierten Quartal 2007 sei eine Abschirmung eines US- Wertpapierportfolios in Höhe von 390 Mio. Euro vorgenommen worden, davon 295 Mio. Euro ergebniswirksam, teilte die Hypo Real Estate mit. Die Börse reagierte regelrecht panisch, die Aktie brach um rund 35 Prozent auf unter 22 Euro ein. Der Titel verliert damit rund zwei Mrd. Euro an Börsenwert. Das ist einer der größten Kursstürze, die bislang überhaupt im Dax vorkamen. Bislang hielten die zeitweise 25 Prozent bei der Lufthansa am 11. September 2001 oder der Einbruch bei SAP um 22 Prozent im Jahre 2002 die traurigen Rekorde.
Auch dass die Bank erklärte, die Neubewertung des Wertpapierportfolios entspreche "der konservativen Risikopolitik der Hypo Real Estate Group", beruhigte den Markt nicht. Man trage damit der anhaltenden Schwäche der Finanzmärkte sowie den Herabstufungen solcher Anlageklassen durch die Rating-Agenturen Rechnung, hieß es von der Hypo Real Estate.
Einschließlich der Einmaleffekte belaufe sich das Ergebnis der Gruppe vor Steuern auf 890 Mio. Euro, erklärte der Immobilienfinanzierer. Nachsteuerergebnisse lägen aktuell noch nicht vor. "Die bisher kommunizierte Eigenkapitalrendite nach Steuern von 12 Prozent wird voraussichtlich nicht erreicht werden", hieß es. Zuletzt hatte sich die Hypo Real Estate von der internationalen Kreditkrise kaum betroffen gesehen.
Das Institut hatte im vergangenen Jahr den Staatsfinanzierer DEPFA übernommen. Vor Einmaleffekten kamen beide zusammen im vergangenen Jahr auf ein Ergebnis vor Steuern von 1,24 Mrd. Euro, nach etwa 1,23 Mrd. Euro im Vorjahr.
"Absoluter Vertrauensbruch"
Im Sog der HRE gingen auch die anderen Finanzwerte im Dax in die Knie. Commerzbank-Aktien fielen in der Spitze rund sechs Prozent auf 23,78 Euro, die Papiere von Deutsche Bank verloren 1,4 Prozent."Das ist eine Schockwelle, die sich durch alle Bankaktien durchzieht. Das hatte man wirklich nicht auf der Agenda", sagte ein Händler. Das Handelsvolumen war mehr als viermal so hoch als der 30-Tage-Durchschnitt.
"Es gab lange Zeit, den Markt auf so etwas vorzubereiten, das hat die Hypo Real Estate verpasst. Das ist sehr unglücklich", betonte ein Marktteilnehmer. Zumal kurz zuvor die Citigroup mit ihren Zahlen zum vierten Quartal reinen Tisch gemacht habe und einen Verlust von zehn Milliarden Dollar bekanntgegeben habe. "Das ist ein absoluter Vertrauensbruch", sagte auch Merck-Fink-Analyst Konrad Becker. Diesen Eindruck versuchten die Manager des Münchener Immobilienfinanzierers offenbar entgegenzuwirken. Sie stockten ihre eigenen Bestände während des Kurssturzes kräftig auf. Wie aus mehreren Pflichtmitteilungen hervorgeht, erwarb Vorstandschef Georg Funke Aktien im Wert von rund 440.000 Euro. Dabei kaufte er zu Kursen um 22 Euro je Stück.
Quelle: ntv.de