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Banken knausern Kreditvergabe verschärft

Trotz fallender Leitzinsen verschärfen die deutschen Banken die Bedingungen für Kredite und passen sich damit dem Trend in der Euro-Zone an. Bereits zum Jahresauftakt sei die Vergabe in allen Geschäftsbereichen strenger gehandhabt worden, teilte die Bundesbank anlässlich ihrer Umfrage unter den Geldhäusern mit. Auch für das Frühjahr erwarten die Banken demnach eine weitere Verschärfung ihrer Richtlinien für Firmen- und Verbraucherkredite.

Anders als in der Vergangenheit hätten die heimischen Institute ihre Kreditkonditionen zwischen Januar und März bereits ähnlich strikt angepasst wie im gesamten Euro-Raum. Dort schwächte sich die Kreditvergabe im März weiter ab. Das Wachstum der Darlehen an den privaten Sektor betrug der Europäischen Zentralbank zufolge nur noch 3,2 Prozent, im Vormonat waren es noch 4,3 Prozent gewesen. Nach Ansicht von Analysten dürfte der Druck auf die EZB steigen, neben der für kommende Woche in Aussicht gestellten Zinssenkung auch verstärkt auf alternative geldpolitische Maßnahmen zu setzten um die Kreditvergabe stärker anzukurbeln.

Der Leitzins liegt derzeit bei 1,25 Prozent und damit noch weit über dem Niveau in vielen anderen Währungsräumen wie etwa den USA, wo die Zentralbank Fed bereits seit längerem eine Nullzinspolitik fährt. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat für die Zinssitzung am 7. Mai eine Grundsatzentscheidung über alternative Maßnahmen angekündigt. Es liegen zahlreiche Vorschläge auf dem Tisch, angefangen mit einer Verlängerung der Laufzeiten der Refinanzierungsgeschäfte für die Banken bis hin zu Aufkäufen von Staats- und Unternehmensanleihen in großem Stil durch die Zentralbank. Damit soll unter anderem die Kreditvergabe der Banken angekurbelt werden.

Industrie beklagt sich

Eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts belegt, dass die deutschen Unternehmen nach wie vor nur schwer an Darlehen kommen. 41,6 Prozent der befragten Firmen aus Industrie, Handel und Bauwirtschaft berichteten im April von einer restriktiven Kreditvergabe der Banken. Im März waren es 42 Prozent. Klagen kommen vor allem weiter von großen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe: Hier bewerten mehr als die Hälfte das Kreditgebaren der Finanzinstitute als restriktiv.

Bei den mittelgroßen Industriefirmen stuften 39,9 Prozent nach 40,8 Prozent im März das Bankenverhalten als reserviert ein. Bei den kleinen Industriefirmen waren es nahezu unverändert 36,5 Prozent. Dies gelte weitgehend auch für Handelsunternehmen.

Die Finanzkrise bremste die grenzüberschreitende Kreditvergabe im vergangenen Jahr so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nach Zahlen der Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gingen die weltweit von Banken vergebenen Darlehen von März bis Dezember 2008 um 13 Prozent auf 31 Billionen Dollar zurück. Dies ist der kräftigste Rückgang der Kreditvergabe seit Beginn der BIZ-Statistik vor gut 30 Jahren. Aktuellere Angaben liegen nicht vor, aber einige Experten erwarten ein weiteres Minus für die ersten Monate 2009.

Geringere Nachfrage

Ökonom Michael Schubert von der Commerzbank geht davon aus, dass die nachlassende Dynamik bei der Kreditvergabe im Euro-Raum hauptsächlich der geringeren Nachfrage in der Rezession geschuldet ist: "Sie ist wohl eher auf den drastischen Rückgang der realwirtschaftlichen Aktivität und nur zu einem kleinen Teil auf die Verschärfung von Kreditrichtlinien zurückzuführen."

Auch das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3 ist im März mit 5,1 Prozent weiter zurückgegangen. Analysten zeigten sich überrascht, da sie im Schnitt nur mit einer Verlangsamung des Geldmengenwachstums auf 5,7 Prozent gerechnet hatten. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren.

Quelle: ntv.de

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