Heuschrecken im Gegenwind Krise trifft Private Equity
04.04.2008, 14:06 UhrIm Zuge der Finanzkrise verdüstern sich die Aussichten für die großen Beteiligungsfirmen. Einer Umfrage der Kommunikationsberatung Brunswick zufolge wächst die Skepsis von Bankern und Wirtschaftsanwälten gegenüber Firmenverkäufen an Finanzinvestoren. Grund seien die zunehmenden Finanzierungsprobleme der Private-Equity-Häuser, die einige Übernahmen in letzter Minute platzen ließen. Auch die jahrelang erfolgverwöhnte Branche selbst stellt sich inzwischen auf höhere Risiken bei ihren Investitionen und auf bescheidenere Renditen ein.
Überraschendes Ausmaß
Der Umfrage zufolge scheuen sich 71 Prozent der befragten 30 Fusionsberater in den USA inzwischen, ihren Kunden den Verkauf an Finanzinvestoren zu empfehlen. "Wachsende Skepsis gegenüber Private-Equity-Firmen hatten wir erwartet, aber das Ausmaß ist schon überraschend", erklärte Brunswick. Zuletzt mussten Finanzinvestoren einige bereits vereinbarte Deals noch absagen, da sie die Finanzierung über Banken nicht hinbekamen. Einige Fälle wie die 20 Mrd. US-Dollar schwere Übernahme des US-Rundfunkbetreibers Clear Channel durch die Beteiligungsfirmen Thomas H. Lee Partners und Bain Capital sind bereits vor Gericht gelandet.
Das wachsende Misstrauen der Fusionsberater wäre ein Schlag für die Private-Equity-Branche inmitten der Finanzkrise. Besonders die großen Finanzinvestoren wie Blackstone oder KKR haben ohnehin Probleme, attraktive Übernahmeziele zu finden und die eingesammelten Milliardengelder gewinnbringend anzulegen. "Den Mega-Fonds stehen weitere düstere Zeiten bevor", sagt Rolf Wickenkamp, der Gründer des größten deutschen Private-Equity-Dachfonds Cam. Die jährlichen Renditen solcher Fonds dürften nach seiner Ansicht unter 20 Prozent sinken, in dem bis Mitte 2007 währenden Boom waren es teils mehr als 35 Prozent. Bei eher auf mittelständische Firmen fokussierten Beteiligungsfirmen seien geringere Einbußen zu erwarten.
Korrekturen bei ATU
Wickenkamp zufolge drohen einigen Private-Equity-Häusern auch Probleme mit Portfoliofirmen, die hoch verschuldet sind und im konjunkturellen Abschwung in Zahlungsnöte geraten könnten. "Der eine oder andere, auch prominente Deal wird notleidend werden", sagt er voraus. So musste KKR vor einigen Wochen bei der schwächelnden Werkstattkette ATU Auto Teile Unger frisches Eigenkapital zuschießen, um sich die weitere Unterstützung der Banken zu sichern.
Seit Beginn der Finanzkrise im Sommer ist das Übernahmevolumen deutlich zurückgegangen. Seit August 2007 haben Finanzinvestoren nach Angaben von Thomson Financial nur noch Übernahmen im Umfang von mehr als fünf Milliarden Euro gestemmt. In den sieben Monaten davor belief sich das gesamte Übernahmevolumen noch auf über 30 Mrd. Euro.
"Mit dem Verschwinden der Private-Equity-Häuser treten Käufer mit strategischem Interesse nun aggressiver auf", sagt US-Investmentbanker Joseph Perella. "Das Umfeld bleibt schwierig und dürfte eher noch schlechter werden." Laut der Umfrage erwarten 87 Prozent der Fusionsberater, dass strategische Investoren bei den großen Deals die Lücke schließen, die die Beteiligungsfirmen hinterlassen.
Quelle: ntv.de