Squeeze Out abgesagt Leica bleibt im Handel
22.08.2008, 21:35 UhrIm Rechtsstreit mit Aktionären um den geplanten Rückzug von der Börse hat der Kamerahersteller Leica die Vergleichsverhandlungen abgebrochen. In Abstimmung mit der Mehrheitseigentümerin ACM Projektentwicklung GmbH sei beschlossen worden, die Zwangsabfindung (Squeeze Out) der Minderheitsaktionäre abzusagen, teilte die Leica Camera AG im mittelhessischen Solms mit. Eine Einigung mit den Klägern habe nicht erzielt werden können. Zu einem weiteren Vorgehen wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
Die Leica-Hauptversammlung hatte im vergangenen November die Zwangsabfindung mit 99,48 Prozent der Stimmen beschlossen. ACM mit Sitz in Salzburg wollte Leica komplett übernehmen und die Minderheitsaktionäre per Barabfindung aus dem Traditionsunternehmen drängen. Leica ist nach letzten Angaben zu 96,5 Prozent in ACM- Besitz. 15 Aktionäre hatten gegen den Beschluss der Hauptversammlung Klage beim Landgericht Frankfurt am Main eingereicht.
Beschluss der Hauptversammlung nicht rechtmäßig
Anfang August war in dem Rechtsstreit am Landgericht der Versuch eines Vergleichs zwischen den Aktionären und Leica gescheitert, weil einer der Klägeranwälte keine Vollmacht seines Mandanten hatte. Das Gericht hatte zudem seine Auffassung bekräftigt, dass der Beschluss der Hauptversammlung über die Zwangsabfindung der Aktionäre nicht rechtmäßig ist. Die Verkündung einer Entscheidung war für kommenden Dienstag (26. August) angesetzt worden. Bei Gericht sei nach derzeit vorliegenden Informationen noch immer Stand der Dinge, dass am 26. August eine Entscheidung verkündet werde, sagte ein Sprecher des Landgerichts Frankfurt am Freitag.
Leica hatte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008/2009 (31. März) kräftige Umsatz- und Gewinneinbußen verzeichnet. Der Umsatz des Konzerns war auf rund 27 Millionen Euro (Vorjahr: 43,6 Mio Euro) eingebrochen. Als Grund hatte das Unternehmen die verzögerte Einführung von neuen Produkten genannt. In der Folge war ein Verlust von 3,85 Millionen Euro ausgewiesen worden. Ein Jahr zuvor hatte Leica noch 4,17 Millionen Euro verdient. Den sinkenden Erlösen stünden erhöhte Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gegenüber.
Ende der 90er Jahre hatte Leica den Einstieg in die Digitalfotografie verpasst und war deshalb in eine Existenzkrise geraten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben derzeit 1020 Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de