Der neue Siemens-Chef Peter Löscher will den Konzern nach seinem Amtsantritt am 1. Juli behutsam umbauen. "Wir brauchen keine Revolution, sondern Evolution", sagte Löscher am Dienstagabend in Nürnberg. Wer erwarte, dass mit seinem Start bei dem Konzern eine Revolution beginne, den müsse er enttäuschen. Notwendige Veränderungen wolle er aber anpacken, sagte Löscher.

Oberste Priorität habe auch das Thema Compliance. Siemens wird seit einigen Monaten von einem Schmiergeldskandal erschüttert und steht im Visier der Staatsanwaltschaft in München und in anderen europäischen Ländern. Zudem ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC gegen das Unternehmen.

Löscher erklärte, er wolle zunächst den Konzern und seine Mitarbeiter kennen lernen. "Ich freue mich sehr darauf, meinen Job bei diesem Unternehmen zu beginnen", sagte er. "Es ist eine große Ehre." Der 49-Jährige kündigte an, seine ersten Reisen würden ihn nach Indien, China und Japan führen - Länder mit starken Wachstumsmärkten. Der neue Siemens-Chef erklärte, vor allem der Klimawandel und der Gesundheitsbereich mit der Medizintechnik seien für das Unternehmen in Zukunft wichtige Themen.

Löscher habe am Montag bereits an der Vorstandssitzung von Siemens teilgenommen, sagte Finanzvorstand Joe Kaeser. Am 5. Juli soll es in Berlin einen offiziellen Presseempfang zu Löschers Amtsantritt geben. Der gebürtige Österreicher löst Klaus Kleinfeld an der Spitze des Elektronikkonzerns ab, der wegen Debatten über seine Vertragsverlängerung nicht mehr zur Verfügung stehen wollte.

Löscher, der zuletzt die Gesundheitssparte des US-Pharmakonzerns Merck leitete, wurde im Mai als neuer Siemens-Chef vorgestellt. Anders als seine Vorgänger hat er nie in dem Konzern gearbeitet, hat aber international Erfahrungen beim Siemens-Konkurrenten General Electric, bei Hoechst und bei Aventis gesammelt.