Siemens jetzt sauber Löscher redet Klartext
09.12.2007, 12:10 UhrSiemens-Chef Peter Löscher ist mit den Führungskräften des Technologiekonzerns hart ins Gericht gegangen. "Die Führungskultur hat versagt. Manager haben gegen Gesetze verstoßen", sagte der seit Juli amtierende Vorstandschef dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Nicht die Regeln hätten gefehlt, "nur wurde offenkundig fortwährend dagegen verstoßen". 470 Manager seien intern bestraft worden, von 130 habe sich Siemens getrennt, zog Löscher Bilanz und versprach, der Vorstand werde eine neue Kultur "mit digitaler Eindeutigkeit vorleben". "Siemens steht für saubere Geschäfte. Punkt." Das Unternehmen wolle keine Aufträge, die nur durch Korruption zu ergattern seien.
Siemens selbst hatte nach und nach rund 1,3 Milliarden Euro dubiose Zahlungen aus dem Konzern heraus identifiziert, die auf Korruption hindeuteten. Die bisherigen Kosten für die Aufklärung der Affäre und deren Folgen hat der Konzern auf 1,5 Milliarden Euro beziffert, "und die Untersuchung ist noch nicht zu Ende", betonte Löscher. Er habe das Ausmaß der Affäre unterschätzt.
Milliardenbuße verhindern
Vor allem von der US-Börsenaufsicht SEC, der Siemens wegen seiner Notierung an der New Yorker Börse untersteht, drohen dem Konzern Schwierigkeiten. Sie könnte wegen der illegalen Zahlungen eine Milliardenbuße verhängen. Löscher sagte dem "Spiegel", er wolle zusammen mit Aufsichtsratschef Gerhard Cromme noch vor der Hauptversammlung im Januar Kontakt mit der SEC suchen.
Fingerzeige auf Fehlverhalten von Managern erhofft sich Löscher von dem ehemaligen Anti-Korruptionsbeauftragten Albrecht Schäfer. Ihm war im August gekündigt worden, nun rehabilitierte ihn das Unternehmen in einem Vergleich vor dem Arbeitsgericht vollständig und nahm die Kündigung zurück. Ein Sprecher sagte, Schäfer habe sich bereiterklärt, "auf freiwilliger Basis" an der Aufklärung der Schmiergeldaffäre aktiv mitzuwirken."
Quelle: ntv.de