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Iberia und Alitalia "zu teuer" Lufthansa schreckt zurück

Trotz eines grundsätzlichen Interesses an Alitalia und Iberia schreckt die Deutsche Lufthansa aus finanziellen Gründen vor einem Einstieg in den Übernahmepoker um die südeuropäischen Fluggesellschaften zurück. Die spanische Iberia sei mit einem Marktpreis von rund vier Milliarden Euro "klar zu teuer", sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber der Züricher "NZZ am Sonntag" in einem Interview. Auch ein Verkaufspreis von 1,5 Milliarden Euro für Alitalia entspräche "nicht unserer Vorstellung", sagte Mayrhuber. Einer eingehenderen Prüfung habe die Lufthansa beide nicht unterzogen: "Wir haben keine Due Diligence oder Ähnliches gemacht, deshalb ist die Visibilität für uns begrenzt."

Dennoch hält Mayrhuber sein Unternehmen in dem Poker weiter im Gespräch. In mehreren Zeitungsinterviews bekräftigte er über Ostern ein Interesse an beiden Fluglinien. Im "Kölner Stadt-Anzeiger" bezeichnete Mayrhuber sie als "ideale Partner". "Von den Märkten her wären beide interessant", sagte er der Sonntagausgabe der "Neuen Zürcher Zeitung". Iberia wäre zur Erschließung des südamerikanischen Marktes verlockend, wo die Spanier bei Langstreckenflügen dominieren. An Italien sei die Nähe zu Deutschland attraktiv.

In der Wiener Tageszeitung "Der Standard" warnte Mayrhuber aber: "Man darf sich keinen Mühlstein umhängen, der einen in eine finanzielle Schieflage bringen kann." Der Iberia-Kurs sei von Übernahmespekulationen aufgebläht. Hinderlich sei überdies, dass die spanische Fluggesellschaft zu der mit Lufthansa konkurrierenden Allianz Oneworld gehört und Rivale British Airways bereits mit knapp zehn Prozent beteiligt ist. Die staatliche Alitalia müsse "kräftig umstrukturiert werden", nicht in Bezug auf die Größe, sondern auf das unternehmerische Denken. Kosten und Produktivität stünden bei Alitalia in einem ungünstigen Verhältnis.

Mayrhuber hatte zuletzt betont, dass die Lufthansa im Konzentrationsprozess der Luftfahrtbranche eine aktive Rolle spielen werde und dafür auch die erforderlichen finanziellen Kapazitäten habe. Dass es konkrete Überlegungen zur Übernahme von Iberia, Alitalia oder Austrian Airlines (AUA) gebe, hatte er aber dementiert. Angesprochen auf ein Interesse an der österreichischen AUA bekräftigte Mayrhuber im Interview: "Im Moment steht da nichts an, da gehören immer zwei dazu."

Finanzinvestor TPG tanzt auf zwei Hochzeiten

Eine Schlüsselrolle im Rennen um Iberia und Alitalia spielt der Finanzinvestor Texas Pacific Group (TPG). Dieser prüft nach Angaben von Iberia eine Offerte, die die Fluglinie mit 3,4 Milliarden Euro bewerten würde. Zugleich buhlt TPG um die angeschlagene Alitalia, die sich knapp zur Hälfte in Staatsbesitz befindet. Die Beteiligungsgesellschaft bietet mit dem Investor MatlinPatterson und der italienischen Bank Mediobanca. Eine gemeinsame Offerte eingereicht haben nach Regierungsangaben auch die russische Fluggesellschaft Aeroflot und die italienische Bank Unicredit. Dritter Interessent ist der kleine italienische Alitalia-Rivale Air One.

Dass Iberia und Alitalia zusammen mit der australischen Qantas die Basis für eine weltweite Fluggesellschaft von TPG bilden könnte, hält Mayrhuber für abwegig. "Das wäre dann ein Konglomerat unter dem Label 'Artenvielfalt'", sagte er. Auf Grund der Netzwerkstruktur der beteiligten Fluglinien wäre ein solcher Verbund nicht sinnvoll.

Quelle: ntv.de

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