Neue Ideen für Scania MAN beendet Angebot
23.01.2007, 17:17 UhrDer Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN zieht sein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Scania zurück. Das ist aber noch nicht das Ende der Kooperationsfantasien zwischen den beiden Unternehmen. MAN strebt nun eine große Fusion mit den Schweden und den Volkswagen Heavy Trucks an.
"Gespräche zwischen Volkswagen, Investor und MAN haben gezeigt, dass eine industrielle Logik in einem Zusammenschluss zwischen MAN AG, Scania AB und Volkswagen Heavy Trucks gesehen wird", teilte MAN mit. Mit dem laufenden Angebot für Scania könne dies nicht erreicht werden. MAN strebe im Laufe des Jahres weitere Gespräche über eine "freundliche Kombination" von MAN, Scania und Volkswagen Heavy Trucks an.
MAN wird mit Vorstandschef Hakan Samuelsson in die weiteren Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss mit dem schwedischen Rivalen Scania gehen. "Es steht außer Frage, dass dies mit Samuelsson passieren wird", sagte ein MAN-Sprecher. Am Wochenende hatte es in Medienberichten geheißen, Großaktionär Volkswagen dränge auf einen Rücktritt des MAN-Chefs. Der MAN-Aufsichtsrat hatte dem Manager allerdings klar den Rücken gestärkt.
Gute Stimmung überall
Die Rücknahme des Übernahmeangebots und die Aussicht auf ein neues Szenario wurden von allen Seiten begrüßt. "Es ist klar, dass wir diesen Schritt willkommen heißen. Immerhin haben 60 Prozent unserer Anteilseigner von Beginn an Nein zum Übernahmeangebot von MAN gesagt", sagte Scania-Sprecherin Cecilia Edström. Scania hatte die Offerte als feindlich eingestuft. Über die von MAN nun angestrebten Gespräche mit dem Ziel eines freundlichen Zusammengehens meinte die Scania-Sprecherin: "Unser Aufsichtsrat hat immer gesagt, dass wir dem nicht negativ gegenüberstehen." Es müsse aber die "langfristige industrielle Logik" einer möglichen Zusammenarbeit zum Tragen kommen. Dabei hätten ja auch die bei Scania vertretenen Gewerkschaften auf langfristige Jobgarantien bei MAN als gravierendes Hindernis hingewiesen.
Auch der Scania-Großaktionär Investor AB ist zufrieden. Die Beteiligungsgesellschaft der Familie Wallenberg zeigte sich zugleich offen für Gespräche über eine Zusammenarbeit. Freundliche Gespräche mit MAN und VW hätten Priorität. Nach dem MAN-Rückzug bestehe allerdings kein Zeitdruck mehr, teilte die Beteiligungsgesellschaft mit, die zweitgrößter Scania-Investor ist.
Volkswagen habe stets bekundet, nur eine einvernehmliche Lösung zu unterstützen, teilte die MAN-Großaktionärin mit. Eine solche Lösung sehe die Zusammenführung der beiden Unternehmen Scania und MAN sowie des brasilianischen Nutzfahrzeuggeschäftes von Volkswagen vor. VW sei davon überzeugt, "dass eine freundliche Lösung der beste Weg ist, um die hohen Synergiepotenziale dieses Zusammenschlusses zu realisieren", hieß es.
MAN hatte ein Angebot über 10,3 Mrd. Euro für Scania abgegeben, war mit seinen Plänen aber auf harten Widerstand bei dem schwedischen Konkurrenten und dessen zweitgrößtem Aktionär Investor gestoßen, die die Offerte als feindlich eingestuft haben. Zuletzt hatte auch VW das Übernahmeangebot von MAN abgelehnt. VW kontrolliert 34 Prozent der Scania-Stimmrechte und ist zugleich mit 20 Prozent größter Anteilseigner bei MAN. Falls MAN seine Offerte für Scania tatsächlich zurückzieht, braucht das Unternehmen dafür die Genehmigung der schwedischen Börsenaufsicht.
Quelle: ntv.de