Alternative zu Scania MAN schielt auf Navistar
19.01.2007, 17:00 UhrIm Übernahmepoker um Scania bereitet der Münchner MAN-Konzern Alternativen zu einem Kauf des schwedischen Nutzfahrzeug-Herstellers vor. Das berichtet die Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag". "Der Konzern stellt sich auf verschiedene Möglichkeiten ein", zitiert das Blatt aus Aufsichtsratskreisen. Danach habe der Aufsichtsrat den Vorstand auf seiner Sitzung am 14. Dezember in der Augsburger Zentrale der Konzern-Tochter MAN Diesel beauftragt, "eine deutliche Ausweitung der Kooperation mit dem US-Truckhersteller Navistar zu prüfen".
Dabei gehe es "um die gemeinsame Fertigung von Lkw-Motoren im Rahmen eines Joint Ventures". Bislang arbeiten beide Unternehmen bei der Entwicklung neuer schadstoffarmer Motoren für den US-Markt auf Basis der MAN-Baureihen D20/D26 zusammen. Zudem übernimmt MAN in seinem Nürnberger Werk auch die Fertigung der Vorserien-Motoren für Navistar.
"Wenn Scania nicht klappt, dann wird das Thema Navistar forciert. Das ist der Plan B", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person zu "Euro am Sonntag". Bereits im vergangenen Mai hatte MAN-Chef Hakan Samuelsson in einem Zeitungsinterview einen Ausbau der Kooperation mit Navistar in Aussicht gestellt "inklusive einer Beteiligung".
"Keine Synergien zwischen Lkw und Turbinen"
Die breite Aufstellung von MAN gehört für die schwedische Seite zu den zentralen Problemen bei einer bei einer möglichen Fusion mit dem Nutzfahrzeughersteller Scania. "Man kann wohl sagen, dass es keine Synergien zwischen Lastwagen und Turbinen gibt", sagte der Chef der Finanzgesellschaft Investor, Börje Ekholm, der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" mit Blick auf die Aktivitäten von MAN in den Bereichen Turbinenbau, Dieselmotoren und Industrieservice.
Investor-Sprecher Fredrik Lindgren betonte allerdings, dass eine Aufspaltung von MAN nicht zu den Forderungen Investors bei den derzeitigen Kontakten mit VW als größtem Anteilseigner beider Nutzfahrzeugkonzerne gehöre. "Für uns steht jetzt im Zentrum, dass wir eine Klima für offene und konstruktive Gespräche bekommen. Dazu würde so etwas nicht passen."
Eine mögliche Aufspaltung des Konzerns hatte Samuelsson bei seinen Plänen für eine Übernahme von Scania stets ausgeschlossen. Ekholm sagte dazu: "Es ist natürlich wichtig, dass man die richtige Struktur bei einer Fusion findet." Generell falle es "reinrassigen Unternehmen leichter, nicht die Konzentration auf den Ball zu verlieren".
Bei der Vorstellung der Investor-Bilanz am Donnerstag hatte der Investor-Chef die Rücknahme des in Schweden als feindlich eingestuften und abgelehnten MAN-Übernahmeangebotes in Höhe von 10,3 Milliarden Euro gefordert. Dies sei zentrale Voraussetzung für die Schaffung eines "freundlichen" Klimas, damit beide Unternehmen in Ruhe und ohne Zeitdruck über ein Zusammengehen verhandeln könnten.
Quelle: ntv.de