VW-Allianz kein Thema MAN will alleine glänzen
25.04.2008, 15:10 UhrDer Maschinen- und Nutzfahrzeugkonzern MAN hat nach einem schwungvollen ersten Quartal seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. Das Unternehmen sei in "bester Verfassung", sagte Vorstandschef Hakan Samuelsson bei der Hauptversammlung in München. Rund laufe derzeit vor allem das Geschäft mit Schiffsdieseln und Lastwagen. Doch gebe es auch einige Risikofaktoren und Unwägbarkeiten wie den starken Euro oder die Konsumdelle in den USA. An der Börse wurden die Zahlen freundlich aufgenommen, die Aktie allerdings bis zum frühen Nachmittag wegen Gewinnmitnahmen nach.
Im ersten Quartal kletterte der Umsatz dank voller Auftragsbücher und neuer Produktionskapazitäten in Polen von 3,302 Mrd. Euro im Vorjahr auf 3,834 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 318 auf 455 Mio. Euro. Unterm Strich stieg der Gewinn von 228 auf 322 Mio. Euro.
Dem Ausland sei Dank
Auch der Auftragseingang zog nochmals an und lag mit 5,185 Mrd. Euro acht Prozent über dem Vorjahreswert. "Die Nachfrage nach unseren Produkten bewegt sich - vor allem im Ausland - weiter auf hohem Niveau", sagte Samuelsson. MAN erwirtschaftet gut drei Viertel seiner Erlöse im Ausland.
Angesichts der guten Geschäftslage hob Samuelsson die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr an. So soll der Umsatz nach 15,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr nochmals um zehn Prozent zulegen. Beim operativen Ergebnis rechnet MAN mit einer deutlichen Verbesserung des Vorjahreswertes von 1,730 Mrd. Euro. Der Auftragseingang soll sich auf Vorjahresniveau bewegen. Schon bisher hatten die Münchner für 2008 neue Rekordwerte in Aussicht gestellt. So sollte der Umsatz um mindestens fünf Prozent steigen und auch der operative Gewinn weiter zulegen.
Wolken am Horizont
Ungeachtet der guten Geschäftslage müsse sich MAN aber auch für künftige Risiken wappnen, betonte Samuelsson. So will MAN weiterhin auch auf Zeitarbeiter setzen und zudem Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, auslagern. Außerdem will das Unternehmen an den einzelnen Standorten über Vereinbarungen für bessere Kostenstrukturen und Arbeitszeitkontensysteme verhandeln.
Die Aktionäre billigten die für 2007 vorgeschlagene Dividende in Höhe von 3,15 Euro je Aktie. Dabei handelt es sich um die höchste Ausschüttung der Unternehmensgeschichte. Im Vorjahr hatte MAN zwei Euro je Aktie gezahlt. Auch einen Vorratsbeschluss zum Erwerb eigener Aktien winkten die Aktionäre durch. Von der letzten Vollmacht hatte MAN keinen Gebrauch gemacht.
Kalte Schulter für Wolfsburg
Spekulationen über einen baldigen Zusammenschluss mit dem schwedischen Konkurrenten Scania und der Nutzfahrzeug-Sparte von Volkswagen dämpfte Samuelsson erneut. "Mit unserem gemeinsamen Großaktionär Volkswagen gibt es gute Voraussetzungen für zukünftige Überlegungen", heißt es in seinem Redetext. Dennoch sei eine Allianz zunächst kein Thema, "weil wir voll damit beschäftigt sind, die hohe Nachfrage zu meistern und organisch zu wachsen".
Aufsichtsratschef Ferdinand Piech stellte klar, dass eine Zerschlagung von MAN nicht infrage komme. VW hatte sich kürzlich die Mehrheit bei Scania gesichert und ist mit knapp 30 Prozent größter MAN-Anteilseigner. MAN hatte Anfang 2007 selbst ein Auge auf Scania geworfen, war mit seinem Übernahmeversuch aber gescheitert.
Reaktionen am Markt
An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Nach einem guten Start drehten die Papiere wegen Gewinnmitnahmen aber bis zum frühen Nachmittag ins Minus. "Vor allem der Auftragseingang und der Überschuss sind erfreulich", sagte ein Börsianer. "MAN hebt sich klar ab von Daimler und anderen Lkw-Herstellern, die etwa von Währungseffekten oder der Finanzkrise betroffen sind", ergänzte ein anderer Marktteilnehmer.
Quelle: ntv.de