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AWD steht vor der Tür MLP in Abwehrhaltung

Der Finanz- und Versicherungsmakler MLP bringt sich gegen einen Einstieg des unliebsamen Wettbewerbers AWD in Stellung. Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg zweifelte die Logik eines solchen Schritts an. "Jeder Versuch, gegen den Willen von Vorstand, Großaktionären und Beratern einen maßgeblichen Einfluss zu gewinnen, wäre von vornherein sehr fragwürdig", sagte er in einer Telefonkonferenz.

Hintergrund der Abwehr ist der immer wahrscheinlicher werdende Einstieg des Konkurrenten AWD aus Hannover, der seit Anfang dieses Jahres dem Schweizer Versicherungsriesen Swiss Life gehört. Laut "Financial Times Deutschland" ist AWD bereit, MLP notfalls auch gegen dessen Willen zu übernehmen. Bisherige Gespräche mit MLP-Vorstand und -Großaktionär Manfred Lautenschläger seien fruchtlos verlaufen. Größere MLP-Aktienpakete von jeweils rund zehn Prozent halten die schon öfter als Treuhänder für Firmenkäufer aufgetretene Hamburger Bank Berenberg sowie der US-Vermögensverwalter Harris.

Der seit 2004 an der Spitze von MLP stehende Schroeder-Wildberg pocht auf die Unabhängigkeit des Vermittlers von den Versicherern. MLP habe nur als unabhängiger Makler Erfolg, sagte er. Im Fall einer Mehrheitsübernahme werde er sein Amt aufgeben, bekräftigte der Vorstandschef des Maklers aus Wiesloch bei Heidelberg, der sich auf die Beratung von Akademikern spezialisiert hat. AWD ist deutlich größer und berät alle Kundengruppen, der Vertrieb ist nach dem Schnellballsystem organisiert.

Alles schaut auf Lautenschläger

Dreh- und Angelpunkt einer MLP-Übernahme oder eines maßgeblichen Einstiegs ist Großaktionär Lautenschläger, der das Unternehmen mitgegründet hat. Seine Familie hält mehr als 32 Prozent der Aktien und damit eine Sperrminorität. Lautenschläger ist nach den Worten von MLP-Chef Schroeder-Wildberg in jüngster Zeit nicht von Swiss Life oder AWD kontaktiert worden. Am Mittag habe Swiss Life erstmals Kontakt zu ihm aufgenommen, räumte Schroeder-Wildberg ein. Details wollte er nicht nennen. Ein Sprecher sagte, es sei ein weiteres Gespräch vereinbart worden.

Nach langer Talfahrt wird MLP an der Börse noch mit knapp 1,2 Mrd. Euro bewertet. Der Börsenwert schmolz in den vergangenen Monaten ab, da das Altersvorsorgegeschäft und die Finanzdienstleistungen wegen der weltweiten Finanzkrise und drastischer Gesetzesänderungen nicht florierten. Die DZ Bank urteilte, MLP sei hoch bewertet, da für jeden Kundenberater rechnerisch mehr als 450.000 Euro gezahlt werden müssten.

Unbefriedigende Zahlen

Die am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen sind ein Beleg für die Schwäche der Branche und die von MLP. Im zweiten Quartal traten die vor allem aus Provisionen der Versicherer stammenden Gesamterlöse von MLP mit 129,1 Mio. Euro auf der Stelle. Schroeder-Wildberg sagte, das Umfeld sei schwierig, es herrsche Verdrängungswettbewerb. Vor Steuern und Zinsen (Ebit) verdiente MLP mit 9,5 Mio. Euro gerade noch halb so viel wie vor einem Jahr, da die verschärften Offenlegungspflichten bei Vertragsabschlüssen viel Geld und Zeit für die Umstellung der Informationstechnik und Mitarbeiterschulungen erforderten.

Die Zahl der betreuten Kunden nahm in den Monaten April bis Juni um 11.000 auf 732.000 zu. Die Zahl der MLP-Kundenbetreuer sank um 68 auf 2534.

Quelle: ntv.de

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