Ackermann zur Kreditkrise Mehr Transparenz nötig
23.12.2007, 14:17 UhrDer Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat als Lehre aus der US-Hypothekenkrise mehr Offenheit im Finanzsektor gefordert. "Diese Transparenz ist die Voraussetzung dafür, dass das Vertrauen an den Interbankenmärkten zurückkehrt", schrieb Ackermann in der "Neuen Zürcher Zeitung". Es sei eine Kernaufgabe des Managements, Klarheit über die eingegangenen Risiken zu schaffen: "Nach den Erfahrungen der letzten Monate werden Investoren, Gläubiger und Rating-Agenturen mehr Offenheit einfordern." 
Während die Spannungen an den Finanzmärkten noch einige Zeit anhielten, seien die Effekte auf die Realwirtschaft bislang gering, erklärte der Chef von Deutschlands größtem Geldhaus weiter. Ackermann warnte, bei den nötigen Veränderungen das Kind mit dem Bade auszuschütten. Der Boom bei Hypothekenkrediten und Kreditderivaten sei teilweise durchaus fundamental begründet gewesen. "Im Verlauf des Jahres 2006 und im Frühjahr 2007 kam es jedoch zunehmend zu Übertreibungen", schrieb Ackermann weiter. Eine "Sucht nach Rendite" habe die Risikoprämien zunehmend "komprimiert", so dass diese die zugrundeliegenden Risiken nicht mehr angemessen gedeckt hätten. 
Lob an EZB
An Warnungen vor einer Abkühlung des US-Häusermarktes habe es nicht gefehlt, es sei aber für viele überraschend schnell zu einer Ausbreitung der Krise über Markt- und Ländergrenzen hinweg gekommen. Gründe seien die Globalisierung und die Verbriefung gewesen - die Verteilung der Kreditrisiken, "verpackt" als kreditunterlegte Wertpapiere (ABS), habe zwar das Risiko gestreut, aber eine "allgemeine Verunsicherung" geschaffen. "Als Folge davon trocknete der Interbankenmarkt aus - ein bis dahin nicht für möglich gehaltenes Phänomen". Ackermann warnte jedoch, diese Produkte grundsätzlich infrage zu stellen. Sie böten maßgeschneiderte Lösungen für Investoren und hätten die Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors erhöht.
Ackermann lobte Zentralbanken und Finanzaufsicht für ihr beherztes Eingreifen: Allen voran die EZB habe rasch und professionell reagiert. Es reiche aber nicht, nur aktuelle Liquiditätsengpässe zu beseitigen. Es müssten vielmehr - nach sorgfältiger Analyse - Lehren aus der Subprime-Krise gezogen werden. "Nichts wäre schädlicher, als durch verfehlte Maßnahmen den Samen der nächsten Probleme auszustreuen", warnte der Deutsche-Bank-Chef.
 Überholungsbedürftiges Risikomanagement
W ährend jede einzelne Bank Vertrauen schaffen müsse, indem sie ihre Risiken offenlege, bedürfe es "kollektiven Handelns, um mehr Transparenz über die Risikoverteilung im Finanzsystem insgesamt zu schaffen". Das sei die gemeinsame Aufgabe von Banken und Aufsichtsbehörden. Auch das Risikomanagement der Banken sei überholungsbedürftig. "Risiken, die nicht in einem angemessenen Verhältnis zur eigenen Kapitalbasis und zur eigenen Ertragskraft stehen, dürfen nicht eingegangen werden. Aktiva, deren Werthaltigkeit man nicht auf der Basis einer eigenständigen Risikoanalyse zuvor selbst überprüft hat, dürfen nicht erworben werden."
Dabei warnte Ackermann vor zuviel Vertrauen in die Arbeit der Ratingagenturen, die seit Ausbruch der Finanzkrise ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind: "Sich allein auf das Urteil Dritter, beispielsweise einer Rating-Agentur, zu verlassen, reicht nicht aus".
Quelle: ntv.de
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            