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Milliardär bettelt um Staatshilfe Merckle braucht Milliarden

Der finanziell in Bedrängnis geratene Unternehmer Adolf Merckle kann nicht auf eine Kreditbürgschaft des Landes Baden-Württemberg hoffen. Das Wirtschaftsministerium teilte nach Gesprächen mit der bei HeidelbergCement und am Pharmahersteller Ratiopharm maßgeblich beteiligten Merckle-Gruppe mit, es sei von Merckle kein Antrag auf eine Landesbürgschaft gestellt worden. "Wir sind zuversichtlich, dass die Banken und das Unternehmen allein eine tragfähige Lösung finden."

Merckle hat sich Finanz- und Branchenkreisen zufolge erheblich mit Volkswagen-Aktien verspekuliert. Er verhandelt Bankenkreisen zufolge derzeit mit ein paar Dutzend Instituten über einen Überbrückungskredit, der auch laufende Ausgaben bei der Unternehmensgruppe abdecken soll.

Der schwäbische Milliardär kontrolliert mit seiner Familie über ein Firmengeflecht unter anderem noch den Pharmahändler Phoenix und ist an dem Geländefahrzeughersteller Kässbohrer beteiligt. Nach Informationen aus Finanzkreisen werde sich Merckle letztlich vom Generikahersteller Ratiopharm trennen müssen, um die die Verbindlichkeiten zu decken.

Bürgschaft als "Ultima Ratio"

Bankenkreisen zufolge benötigt die Merckle-Gruppe rund zwei Milliarden Euro liquide Mittel. Merckle hatte am Montag bei der baden-württembergischen Landesregierung sondiert, ob er für die Kreditsumme ganz oder teilweise eine Bürgschaft in Anspruch nehmen kann. Ministerpräsident Günther Oettinger hatte am Dienstagmittag angekündigt, eine Bürgschaft könne nur die "ultima ratio" sein.

Nach einem einhalbstündigen Gespräch der Merckle-Gruppe mit dem Wirtschaftsministerium am Nachmittag zeichnete sich ab, dass die Behörde keinen Anlass für eine staatliche Hilfe sieht. Die Regierung des wirtschaftlich starken Baden-Württemberg wollte Arbeitsplatzverluste verhindern. Bei den noch laufenden Verhandlungen mit den Banken sind Finanzkreisen zufolge Merckles Hausbank LBBW sowie die Royal Bank of Scotland und die Commerzbank federführend.

Merckles Sohn Ludwig, der die VEM Vermögensverwaltung in Dresden führt, hatte am Montag eingeräumt, dass diese in den vergangenen Wochen unter den Turbulenzen an den Finanzmärkten gelitten habe. "Die Verhandlungen mit den Banken zur kurzfristigen Stabilisierung der Situation sind weit fortgeschritten", hatte Merckle Junior mitgeteilt. "Unterschiedliche Optionen werden geprüft, um eine geordnete Rückführung der Verbindlichkeiten zu gewährleisten."

Zur Höhe der Verluste machte die bei HeidelbergCement mit einem Viertel der Aktien beteiligte Gesellschaft keine Angaben. Weitere 53,6 Prozent der HeidelbergCement-Aktien kontrolliert Merckle Senior über die Beteiligungsgesellschaft Spohn Cement. Bisher schulterte der Investor einen Großteil der mit Fremdkapital finanzierten Übernahme der Anteilsmehrheit bei HeidelbergCement mit der jährlich fließenden Dividende.

HeidelCement hoch verschuldet

Nach der ebenfalls kreditfinanzierten Übernahme des britischen Baustoffkonzern Hanson im vergangenen Jahr steht HeidelbergCement selbst mit mehr als zwölf Milliarden Euro in der Kreide. Analysten und Ratingagenturen fordern die Zufuhr von Eigenkapital. Bei einer Kapitalerhöhung könnte Merckle ein Verkauf von Ratiopharm helfen. Noch im Oktober hatte Merckle über VEM rund 1,3 Mio. HeidelbergCement-Papiere für 85 Mio. Euro zugekauft, Anfang November trennte er sich nach einem Kursrutsch der Papiere davon wieder mit Verlust.

Der Baustoffkonzern sieht seine Finanzierung trotz der jüngsten Rating-Herunterstufungen auf "Ramsch"-Status bis Ende 2009 gesichert. Dafür ständen Kreditlinien und liquide Mittel von mehr als einer Milliarde Euro bereit. Im Mai 2010 sei dann die letzte Tranche eines Kredits in Höhe von fünf Milliarden Euro fällig. "Hierzu werden alle Refinanzierungsalternativen aktiv geprüft", teilte der Konzern mit, dessen Aktien am Montag wegen der angespannten Finanzlage seines Großaktionärs in den Keller gerauscht waren.

Das Management hatte bereits vor wenigen Tagen versichert, alles dafür zu tun, damit die Kreditbedingungen mit den Banken eingehalten werden. Wegen der Finanzkrise lassen sich Beteiligungen jedoch nicht so schnell wie erhofft zu Geld machen. Zudem kämpfen die Baustoffkonzerne mit dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts und der aufziehenden Rezession.

Quelle: ntv.de

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