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Verkauf von Ratiopharm? Merckle hat sich verzockt

Der Pharma-Unternehmer Adolf Merckle hat sich wohl massiv mit Volkswagen-Aktien verspekuliert. Der "Financial Times" zufolge hat der 74-jährige Ratiopharm-Eigentümer einen hohen dreistelligen Millionenbetrag verloren, als er auf fallende Kurse der VW-Aktie setzte und während der Turbulenzen der vergangenen Wochen auf dem falschen Fuß erwischt wurde.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, Merckle habe im Oktober mit VW- und anderen Dax-Papieren rund eine Mrd. Euro verloren. Der Unternehmer, dessen Vermögen das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" auf 7,3 Mrd. Euro schätzt, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Seinen Sohn Ludwig Merckle zitierte die "FAZ" aber mit der Aussage, die Familie stehe "mit den Banken in Verhandlungen zur Stabilisierung der Situation. Diese Verhandlungen sind weit fortgeschritten." Laut "FT" spricht Merckle mit einer Gruppe von fast 40 Banken über einen Überbrückungskredit.

Die Verluste könnten der Hintergrund für Spekulationen sein, dass sich Merckle von dem Generika-Hersteller Ratiopharm trennen wolle. Ludwig Merckle führt die VEM Vermögensverwaltung, eine von mehreren Holdings, in denen Merckle seine Beteiligungen unter anderem am Baustoffkonzern HeidelbergCement gebündelt hat. HeidelbergCement ist selbst mit mehr als zwölf Mrd. Euro verschuldet; Analysten und Ratingagenturen fordern die Zufuhr von Eigenkapital. Dabei könnte Mehrheitsaktionär Merckle ein Verkauf von Ratiopharm helfen, war in den vergangenen Tagen spekuliert worden.

Eine Veräußerung des schwäbischen Unternehmens, die Merckle wiederholt ausgeschlossen hat, könnte fünf Milliarden Euro einbringen, gilt aber in der Wirtschaftskrise als schwierig. Der Pharmakonzern stellt etwa das Generika-Schmerzmittel ASS her, das deutlich günstiger ist als Original-Aspirin-Produkte von Bayer. Das Unternehmen gilt als hoch profitabel.

Die VW-Aktie war innerhalb weniger Tage von gut 200 auf mehr als 1000 Euro nach oben geschossen, nachdem bekanntgeworden war, dass durch Käufe und Optionen von VW-Großaktionär Porsche weit weniger Aktien des Wolfsburger Autobauers auf dem Markt sind als gedacht. Die Kursexplosion hatte die Manager von Indexfonds ebenso unter Zugzwang gebracht wie Leerverkäufer, die sinkende Kurse erwartet hatten. So hatten Hedge Fonds massiv geliehene Aktien verkauft und auf rasch sinkende Kurse gehofft. Sie wollten sie später vor der Rückgabe an die Leihgeber zu niedrigeren Kursen wiederkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen.

Quelle: ntv.de

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