"Profit aus der Krise schlagen" Metaller gegen Lohnverzicht
05.04.2009, 12:04 UhrDer Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat mit einer Aufforderung an die Beschäftigten zum Verzicht auf bereits vereinbarte Lohnerhöhungen Entrüstung bei den Gewerkschaften ausgelöst. Offenbar gehe es den Arbeitgebern allein darum, "Profit aus der Krise zu schlagen", sagte IG Metall-Chef Berthold Huber. Eine Verschiebung der für Mai vereinbarten zweiten Stufe der Lohnerhöhung von 2,1 Prozent werde es nur im Einzelfall geben "und nur, wenn damit Arbeitsplätze gesichert werden können".
Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser betonte dagegen in der "Bild am Sonntag", die Sicherung von Arbeitsplätzen habe jetzt Vorrang vor der Einkommenssicherung. Die Wirtschaftszahlen der Metall- und Elektroindustrie befänden sich im Sturzflug. "Die Betriebsräte können helfen, indem sie die tariflichen Möglichkeiten zur Kostenentlastung nutzen wie zum Beispiel die Verschiebung der zweiten Lohnstufe des Tarifvertrages", führte er in seinem Gastbeitrag aus.
Der Beschäftigungsabbau in der Metall- und Elektroindustrie hat sich laut Kannegiesser zu Jahresbeginn beschleunigt. Allein im Januar seien 20.000 Stellen gestrichen worden. Im November und Dezember seien es insgesamt 13.000 gewesen. Die Zahl der Arbeitslosen in der Branche sei im März im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen. Die Betriebe hätten mittlerweile für mehr als eine Million Beschäftigte Kurzarbeit beantragt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte die Wirtschaft eindringlich vor dem Abbau von Arbeitsplätzen. Wenn die Unternehmen glaubten, die Krise mit Stellenabbau zu meistern, werde es heftige Auseinandersetzungen mit Belegschaften und Gewerkschaften geben, sagte DGB-Chef Michael Sommer der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sommer kritisierte, dass viele Firmen wegen der schlechten Wirtschaftslage Lehrlinge nicht übernähmen: "Es kann nicht angehen, dass ausgerechnet junge Menschen die ersten und schwersten Opfer bringen müssten." Der Gewerkschafter forderte die Arbeitgeber auf, Fachkräfte trotz der Flaute zu übernehmen.
Quelle: ntv.de