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Tankan-Bericht Miese Stimmung in Japan

Die Stimmung in der japanischen Großindustrie ist vor dem Hintergrund der US-Finanzkrise so schlecht wie seit über fünf Jahren nicht mehr. Erstmals seit 2003 sind die Pessimisten unter den Managern der zweitgrößten Wirtschaftsnation in der Mehrheit. Das ist das Ergebnis einer Quartalsumfrage der japanischen Zentralbank unter rund 10.000 Unternehmen. Demnach sank der Stimmungsindex in der weltweit stark beachteten Tankan-Umfrage zwischen Juli und September von plus fünf auf minus drei Punkte. Ein negativer Index bedeutet, dass die Pessimisten in der Mehrheit sind.

In Folge der globalen Finanzkrise hat sich die Nachfrage auf Japans Exportmärkten spürbar verringert. Der sich abschwächende Export - der Hauptantriebsmotor der japanischen Wirtschaft - sowie die Ausgabenkürzungen der heimischen Verbraucher lassen unter Ökonomen in Tokio kaum einen Zweifel mehr daran, dass die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt nach Ende ihrer längsten Wachstumsphase in der Nachkriegszeit nun in eine Rezessionsphase eingetreten ist.

Lage könnte noch ernster sein

Ökonomen rechnen damit, dass Japans Unternehmen die Produktion noch weiter zurückfahren und ihre Unternehmensstrategien ändern werden. Während die großen Unternehmen branchenübergreifend im noch bis 31. März 2009 laufenden Geschäftsjahr ihre Kapitalausgaben nur noch um 1,7 Prozent erhöhen wollen, erwartet die Mehrheit der kleineren Unternehmen einen Investitionsrückgang von 12,9 Prozent. Allerdings beantworteten viele Firmen die Umfrage der Zentralbank zu einer Zeit, als sich die globale Krise noch nicht voll entfaltet hatte. Die Lage könnte noch ernster sein als die Ergebnisse zeigen.

Vor diesem Hintergrund und der steigenden Öl- und Materialkosten hat sich auch die Situation der vielen kleineren japanischen Unternehmen, die etwa 70 Prozent der Arbeitnehmer des Landes beschäftigen, verschärft. Der für die produzierenden Betriebe ermittelte Stimmungsindex sackte um sieben auf minus 17 Punkte und der für die nichtproduzierenden Firmen um vier auf minus 24 Punkte.

Konjunkturklima trübt sich weiter ein

Immer mehr japanische Unternehmen - gleich welcher Größe - leiden außerdem darunter, dass die Banken angesichts der globalen Finanzkrise zögern, ihnen frische Kredite bereitzustellen. Auch das ist ein Ergebnis der Tankan-Umfrage. Für die kommenden drei Monate erwarten die von der Bank of Japan befragten Unternehmen mit einer weiteren Eintrübung des Konjunkturklimas. So dürfte sich der Stimmungsindex der Großindustrie weiter auf minus vier verschlechtern. Bei den nichtproduzierenden Unternehmen dürfte er von zuletzt plus eins auf minus eins fallen.

Der von der japanischen Zentralbank alle drei Monate erstellte Tankan-Bericht zum Geschäftsklima ist eine umfassende Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbericht. Detailliert beantworten rund 10.000 Unternehmen Fragen nach Lagerbeständen, Zwischengewinnen oder zu erwartenden Verlusten sowie zu Investitions- und Personalplänen. Anhand eines Indexes wird ihre Einschätzung über ihre Geschäftslage bemessen. Das Wort "Tankan" ist eine Abkürzung für "kigyo tanki keizai kansoku chosa", was sich mit "Untersuchung zur kurzfristigen Konjunktureinschätzung der Unternehmen" übersetzen lässt.

Quelle: ntv.de

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