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Aufatmen im Finanzmarkt Milliardeneinlauf wirkt

Die dramatischen Entwicklungen im US-Bankensektor haben die Kapitalmärkte den vierten Tag in Folge kräftig durchgeschüttelt. Im Kampf gegen eine weltweite Börsenpanik pumpten die großen Zentralbanken gemeinsam mehr als 180 Mrd. Dollar in den ausgetrockneten Geldmarkt und stoppten damit vorerst die Talfahrt der Aktienmärkte.

"Die grundlegenden Zweifel über die Stabilität des Finanzsystems lassen sich nicht lösen, indem man kurzfristig Liquidität in den Markt schießt", warnte aber Stefan Schilbe, Chefvolkswirt bei HSBC Trinkaus. Die Skepsis der Anleger sorgte an den Aktienmärkten für ein teilweise hektisches Auf und Ab und setzte auch den US-Dollar unter Druck. Gold als eine der wenigen als sicher geltenden Anlagen blieb heiß begehrt. Auch der Ölpreis zog weiter an.

Trotz anhaltender Nervosität hievte das Eingreifen der Notenbanken die schwer gebeutelten Bankenaktien ins Plus. Die großen Aktienindizes in Europa erholten sich um rund ein Prozent. Der Dax notierte am Nachmittag mit 5927 Punkten 1,1 Prozent im Plus. Auch die Wall Street startete rund ein Prozent höher - am Vortag waren die US-Börsen wegen Ängsten vor weiteren Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche mit rund vier Prozent fast so stark abgerutscht wie zuletzt unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September.

Kein Handel in Moskau

Auch die Börse in Hongkong machte einen Einbruch von bis zu acht Prozent wieder wett und schloss unverändert. Der Nikkei-Index in Japan hatte zuvor mit über zwei Prozent im Minus bei 11.489 Punkten auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren geschlossen.

In Russland gingen die Turbulenzen weiter: Die beiden wichtigsten Aktienbörsen des Landes blieben wegen dramatischer Verluste am Anfang der Woche auf Anweisung der Behörden weiterhin geschlossen.

Das große Fressen

Die dramatischen Umwälzungen in der US-Finanzbranche gingen indes weiter: Nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers, dem Notverkauf von Merrill Lynch und der 85-Milliarden-Dollar-Rettung des Versicherers AIG verhandelt der Branchenriese Morgan Stanley Kreisen zufolge mit Wachovia.

Die angeschlagene US-Sparkasse Washington Mutual sucht Kreisen zufolge aktiv nach Käufern. Potenzielle Interessenten seien Wells Fargo, JP Morgan, HSBC und Citigroup.

In Großbritannien wird der ins Trudeln geratene Baufinanzierer HBOS wird vom Konkurrenten Lloyds geschluckt.

Spreu und Weizen

"Innerhalb der nächsten zwei Quartale wird sich die Spreu vom Weizen bei den Banken trennen", sagte Marktstratege Ralf Grönemeyer von Silvia Quandt Research voraus. Nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor's steht die globale Bankenbranche vor ihrer bislang schwersten Belastungsprobe.

Eine neue Welle von Abschreibungen rolle auf die Institute zu, im laufenden zweiten Halbjahr werde es steigende Belastungen wegen möglicher Kreditausfälle geben, warnten die Bonitätswächter in einer am Donnerstag vorgelegten Studie.

Gegenwind für Spekulanten

Zur Stabilisierung der Finanzmärkte verschärfte die US-Börsenaufsicht Fed die Regeln für das Spekulieren auf fallende Aktienkurse. Verkäufer und ihre Broker müssen ab Donnerstag am Abwicklungstermin die verkauften Aktien tatsächlich vorlegen, ansonsten drohen Strafen. Bei einem ungedeckten Leerverkauf verkaufen Investoren Aktien, die sie nicht besitzen und noch nicht einmal ausgeliehen haben. Sie spekulieren damit auf fallende Kurse und können so den Abwärtstrend einer Aktie dramatisch beschleunigen.

Nach Ansicht von Morgan-Stanley-Chef John Mack hat genau das den jüngsten Kurseinbruch bei der Investmentbank verursacht. "Wir stecken mitten in einem Markt, der von Angst und Gerüchten geprägt ist", erklärte Mack. Nach dem Lehman-Kollaps waren die Aktien von Morgan Stanley und Goldman Sachs am Mittwoch abgestürzt.

Quelle: ntv.de

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