Kursfeuerwerk in New York Morgan Stanley gerettet?
18.09.2008, 21:55 UhrAngesichts der schweren Finanzmarktkrise erwägt die US-Regierung offenbar eine Auffanglösung für notleidende Vermögenswerte der Finanzbranche. US-Finanzminister Henry Paulson arbeite derzeit an einem solchen Rettungsplan, berichtete der US-Wirtschaftssender CNBC.
In einer vom Staat organisierten Zweckgesellschaft könnten demnach riskante Papiere und faule Kredite gebündelt werden, die den Unternehmen derzeit massive Probleme bereiten.
Die Lösung wäre ein ähnliches Vorgehen wie beim Vorgehen der schweren Finanzkrise bei Sparkassen und Genossenschaften in den späten 80er Jahren, berichtete CNBC zunächst ohne weitere Details. Der Sender berief sich auf Informationen von der Wall Street nach entsprechenden Gesprächen mit dem Finanzminister.
Unterdessen hat US-Präsident George W. Bush dem Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Christopher Cox, den Rücken gestärkt. Bush reagierte damit auf Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, der Cox' Entlassung in den Raum gestellt hatte. Bush habe weiterhin Vertrauen in Cox, sagte eine Sprecherin des US-Präsidialamts.
Spekulanten am Pranger
Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain hatte Cox zuvor vorgeworfen, das Vertrauen der Bevölkerung verraten zu haben. "Wäre ich heute Präsident, würde ich ihn entlassen." Die SEC habe Regeln geduldet, die dazu geführt hätten, dass Spekulanten und Hedge-Fonds die Märkte in Kasinos verwandelten, sagte McCain und führte als Beispiel ungedeckte Leerverkäufe an. "Das bedeutet ganz einfach, dass man Aktien verkaufen kann, die einem nicht einmal gehören."
McCain forderte auf Wahlkampftour im US-Bundesstaat Iowa die Gründung eines Treuhandfonds, der gemeinsam mit Behörden und Privatwirtschaft schwächelnde Finanzinstitutionen stärken soll, bevor sie zahlungsunfähig sind. Auf diese Weise gäbe es einen geregelten Prozess für in Schwierigkeiten geratene Institutionen, um schlechte Darlehen zu identifizieren und schließlich abzustoßen, sagte McCain.
Generalstaatsanwalt ermittelt
Die US-Justiz nimmt nun auch verschärft Spekulanten ins Visier. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo kündigte umfassende Untersuchungen zu Börsenwetten auf fallende Kurse an. Heftige Kursstürze hatten zuletzt Investmentbanken und den US-Versicherer AIG an den Rande des Abgrunds getrieben oder wie im Fall von Lehman Brothers sogar in die Insolvenz gestürzt.
Cuomo will illegale Praktiken bei Wetten auf fallende Kurse durch sogenannte Leerverkäufe ab sofort scharf verfolgen. Kritiker dieser Börsengeschäfte hatten immer wieder beklagt, dass Spekulanten die Notierungen so erst massiv nach unten treiben. Das Volumen dieser Leerverkäufe ("Shortselling") liegt derzeit an den Börsen auf Rekordniveau. Die Leerverkäufe selbst seien zwar nicht verboten, sagte Cuomo. Wenn sie aber etwa mit der Verbreitung falscher Gerüchte verbunden seien, dann sei dies illegal.
Cuomo forderte die US-Börsenaufsicht SEC zudem auf, die Leerverkäufe bei den derzeit besonders betroffenen Finanzwerten befristet zu untersagen. Die SEC hatte erst am Mittwoch spezielle extreme Praktiken des "Shortselling" bei allen Aktien verboten, die Leerverkäufe grundsätzlich aber weiter zugelassen.
Beim "Shortselling" verkaufen Investoren Aktien, die sie gar nicht besitzen, sondern sich von Dritten gegen Gebühr ausleihen. Sie hoffen auf fallende Kurse, um die Titel billiger zurückerwerben und dem Ausleiher wiedergeben zu können. Die Differenz zwischen den Preisen streichen sie als Gewinn ein.
Quelle: ntv.de