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Milliarden-Verlust Morgan Stanley schockt

Die US-Großbank Morgan Stanley hat die Finanzmärkte mit einem Milliarden-Verlust geschockt und zusammen mit schwachen Zahlen von Frankreichs Branchenprimus BNP Paribas Anleger weltweit erneut in Alarm-Stimmung versetzt. "Niemand hat einen so schlechten November erwartet", sagte der Finanzchef von Morgan Stanley, Colm Kelleher. Operativ seien im Quartal 2,2 Mrd. Dollar Verlust angefallen. Grund seien hohe Abschreibungen sowie sinkende Einnahmen im Handelsgeschäft und bei Fusionsberatungen.

Bereits am Vorabend hatte BNP überraschend Verluste im Investmentbanking ausgewiesen, was Finanzwerte europaweit unter Druck setzte. Aktien der Deutschen Bank verloren sieben Prozent, weil viele Analysten auch dort Milliarden-Abschreibungen erwarten. Allgemein sagen Experten das wohl schwächste Vierteljahr für Banken seit Jahrzehnten voraus.

Pro Aktie betrug der Verlust bei Morgan Stanley im vierten Quartal zu Ende November im operativen Geschäft 2,24 Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit nur 33 Cent Verlust gerechnet. Mitte September hatte das Institut die Märkte noch positiv überrascht, weil im dritten Quartal ebenso wie im ersten Halbjahr Gewinne erwirtschaftet wurden. Für das Gesamtjahr wies Morgan Stanley somit einen Überschuss im operativen Geschäft von 1,8 Mrd. Dollar aus. Auch 2009 soll es schwarze Zahlen geben, sagte Kelleher. Zudem will die Bank die Schwäche von Konkurrenten für Zukäufe und Wachstum nutzen.

Die Rating-Agentur Moody's senkte dennoch ihre Bewertung für Morgan-Stanley-Verschuldungen um eine Stufe auf "A2". Die Aktien der Bank verloren acht Prozent.

Am Dienstag erst hatte Goldman Sachs einen Quartalsverlust von 2,1 Mrd. US-Dollar ausgewiesen. Goldman und Morgan Stanley hatten im Herbst im Sog der Finanzkrise den Wandel von einer Investmentbank hin zu einer Geschäftsbank eingeleitet. Damit können sie sich besseren Zugang zu Geldern der US-Notenbank sichern. Zudem erhalten sie mehr Freiheiten zum Kauf von Banken mit starkem Privatkundengeschäft. Sie unterwerfen sich aber deutlich strengeren Auflagen. Das Geschäftsmodell der Investmentbank, das die Wall Street 20 Jahre dominierte, wird damit quasi ausgelöscht. An der Börse gab es Zweifel, ob reine Investmentbanken die Krise überleben können. Ihr Sonderstatus ermöglicht es ihnen, höhere Risiken einzugehen. Vor Jahresfrist gab es noch fünf US-Investmentbanken. Lehman Brothers ist inzwischen aber pleite und Merrill Lynch sowie Bear Stearns wurden von Rivalen - teils zum Spottpreis - übernommen.

BNP sorgte mit seiner überraschenden Verlustankündigung für die Investmentbank-Sparte europaweit für Druck auf Finanztitel. BNP war bislang relativ unbeschadet durch die Krise gekommen. Daher schockte die Ankündigung Investoren besonders. Bei Anlegern kam die Sorge auf, Institute mit einem starken Kapitalmarktgeschäft wie die Deutsche Bank könnten im vierten Quartal unter die Räder geraten sein. Die Deutsche Bank wollte sich dazu jedoch nicht äußern.

Ein eher düsteres Bild zeichnete auch eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company, die den Höhepunkt der Finanzkrise in Deutschland erst für 2010 voraussagt. Dann werde die gesamte Bankenbranche hierzulande erstmals seit 15 Jahren operativ rote Zahlen schreiben, hieß es darin. Erst 2011 werde sich das Geschäft langsam wieder erholen, ohne aber die Werte von 2007 zu erreichen. Im vergangenen Jahr erzielten die deutschen Banken zusammen noch operative Gewinne von 25 Mrd. Euro - für 2010 sagt Bain zwei Mrd. Euro Verlust voraus. Für deutsche Häuser erwarten die Berater zusätzlichen Abschreibungsbedarf von bis zu 30 Mrd. Euro, weltweit von 600 Mrd. Euro. Um die Einbußen zumindest zum Teil aufzufangen, müssten Banken in Deutschland drastisch Stellen abbauen, hieß es weiter. Zur Disposition stünden 150.000 der derzeit 680.000 Arbeitsplätze.

Quelle: ntv.de

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