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Brutaler Preiskrieg Motorola mit Gewinneinbruch

Der US-Handyhersteller Motorola plant nach einem massiven Gewinneinbruch den Abbau von 3500 Stellen in der ersten Hälfte des laufenden Jahres. So sollen Kosten gesenkt werden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Zugleich stellte es für das laufende Jahr einen Umsatz von 46 bis 49 Milliarden Dollar in Aussicht.

Bei Motorola hat der Preiskampf mit Weltmarktführer Nokia tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der Nettogewinn der Nummer zwei der Branche halbierte sich im letzten Vierteljahr 2006 auf 624 Millionen Dollar. Konzernchef Ed Zander sprach in dem am Freitag vorgelegten Quartalsbericht von enttäuschenden Zahlen. Der Preisverfall sei überall zu spüren gewesen - sowohl bei seinen weltweit populären "Razr"-Klapphandys als auch bei den billigsten Geräten. Eine spürbare Besserung der Lage erwartet das Unternehmen erst "in einigen Quartalen".

Die Finanzmärkte hatte Motorola bereits vor zwei Wochen vor einem schwachen Verlauf des Schlussquartals gewarnt und damit schwer geschockt. Daher gab es am Freitag keine weiteren Kursverluste, sondern sogar leichte Gewinne.

Empfindliche Preisrückgänge

Der Chef der Mobiltelefon-Sparte, Ron Garriques, sprach von einem brutalen Preiskrieg insbesondere in den Schwellenländern. Allerdings habe Motorola auch bei den teureren Modellen mit schneller Datenübertragung empfindliche Preisrückgänge hinnehmen müssen. "Es sieht so aus, als ob das Loch, in dem das Unternehmen steckt, tiefer ist als angenommen", sagte Mark Sue, Analyst bei RBC Capital. Nach seiner Schätzung sank der durchschnittliche Verkaufspreis für Motorola-Handys im Quartal auf 119 Dollar und damit um vier Dollar.

Die Folgen des Preiskampfes mit Nokia sind an den Quartalszahlen deutlich abzulesen. Denn der Gewinneinbruch ging einher mit einem Umsatzanstieg um knapp ein Fünftel auf 11,8 Milliarden Dollar. Zudem verkaufte Motorola mit 65,7 Millionen Handys 47 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und steigerte seinen Marktanteil so um knapp einen Punkt auf 23,3 Prozent. Diese Expansion erkaufte sich der US-Konzern mit empfindlichen Preisnachlässen, die auf die Gewinnmargen drückten. Analysten zufolge sank die operative Umsatzrendite im Quartal auf fünf Prozent von zuvor zwölf Prozent.

Auch Nokia hat zu kämpfen

Branchenexperten erwarten, dass auch Nokia der Preiskampf zu schaffen machen dürfte. Die Finnen, die etwa jedes dritte weltweit verkaufte Handy herstellen, legen am kommenden Donnerstag ihren Quartalsbericht vor. Nokia kündigte vor einigen Monaten bereits an, mit kräftigen Preissenkungen neue Marktanteile erobern zu wollen.

Das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft bezifferte Motorola mit 528 Millionen Dollar oder 21 Cent je Aktie. Dies lag zwar über der eigenen vor zwei Wochen gesenkten Prognose von 13 bis 16 Cent. Das Management begründete dies jedoch mit einem steuerlichen Einmaleffekt. Die Umsatzzahl lag dagegen im Rahmen der eigenen Prognosen. Für das laufende erste Quartal sagte Motorola einen Rückgang des Erlöses auf 10,4 bis 10,6 Milliarden Dollar voraus. Dies entspricht den Markterwartungen.

Branchenexperten vermuten, dass der US-Konzern zu stark auf den Handy-Markt in Entwicklungs- und Schwellenländern setzt, denn dort sind hauptsächlich billigere Geräte gefragt. Im Unterschied dazu spezialisiert sich der viertgrößte Handy-Hersteller Sony Ericsson auf etwas teurere Mobiltelefone. Dies zahlt sich offenbar aus: Dank der großen Popularität seiner Musik- und Kamerahandys erzielte das schwedisch-japanische Gemeinschaftsunternehmen im Schlussquartal 2006 einen Netto-Rekordgewinn von 447 Millionen Euro. Das entsprach einer Verdreifachung.

Quelle: ntv.de

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