Chefsessel gesichert Müller ganz in Weiß
04.06.2007, 17:02 UhrWerner Müller soll nach langem Hin und Her nun doch Chef des neuen RAG-Konzerns werden. Unklar blieb, ob Müller - zumindest für eine Übergangszeit - auch Vorsitzender der Stiftung wird, die den um den Kohlebereich abgespeckten Konzern an die Börse bringen soll.
Kanzleramtsminister Thomas de Maizire (CDU) sagte dem "Handelsblatt": "Es bleibt bei der anlässlich des letzten Kohlespitzengesprächs gemeinsam von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bekundeten Unterstützung für Werner Müller als Vorstandschef des neuen, börsennotierten Konzerns." Dies setze allerdings auch die Zustimmung des Aufsichtsrates voraus.
Die SPD-Führung sah nach Aussagen ihres Generalsekretärs Hubertus Heil darin eine Zusicherung de Maizires. Damit seien die "hinterhältigen Spielchen von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) auf Granit gestoßen", sagte Heil. Die SPD verlasse sich auf die Zusicherung, dass Müller Chef des weißen Bereichs werden solle. Ansonsten werde auch die Autorität der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel beschädigt. Laut Heil bedeutet aber diese Entwicklung nicht, dass die SPD auf die Position verzichtet, dass Müller den RAG-Stiftungsvorsitz übernimmt.
Die bisherigen RAG-Töchter Degussa (Spezialchemie), Steag (Energie) und die Immobilientochter sollen im nächsten Jahr als Mischkonzern an die Börse gebracht werden und mittelfristig in den Deutschen Aktienindex Dax aufsteigen. Mit dem Erlös des Börsengangs sollen die dauerhaften Kosten für den Erhalt der Bergwerke und Pensionen der Kumpel bezahlt werden. Für den "schwarzen Bereich" der RAG mit den Zechen wird eine Stiftung gegründet, deren Führung Müller zunächst angestrebt hatte. Hiergegen hatten Rüttgers und Glos Front gemacht.
De Maizire reagierte offensichtlich auch auf die jüngsten Äußerungen aus dem Hause Glos'. Laut "Handelsblatt" sah man im Wirtschaftsministerium für Müller keinen Platz mehr in der künftigen Führung des RAG-Konzerns. Als Chef der geplanten Kohlestiftung sei er "nicht mehr tragbar", zitiert die Zeitung aus dem Ministerium. Es sei auch nicht einzusehen, wieso Müller für seine Taktiererei und seine Indiskretionen ersatzweise mit dem Chefposten des künftigen Industriekonzerns belohnt werden solle.
Müller wollte zunächst dauerhaft Chef der Kohlestiftung werden, was bei der CDU und vor allem bei Rüttgers auf Widerstand stieß. In den Verhandlungen war als ein Kompromissvorschlag aufgetaucht, Müller könne als Initiator des Börsenganges wenigstens für einige Monate den Stiftungsvorsitz übernehmen und dann auf den Chefposten im Industriekonzern wechseln. Diesen Vorschlag hatte die CDU-Seite zunächst abgelehnt. SPD und Gewerkschaften unterstützen den Anspruch Müllers, zumal von CDU-Seite bisher offiziell kein Gegenkandidat genannt wurde. Müller war in den Jahren der rot-grünen Bundesregierung von 1998 bis 2002 parteiloser Wirtschaftsminister in Berlin.
Quelle: ntv.de