Staatshilfe nicht nötig Munich Re verzichtet
15.10.2008, 10:30 UhrDie Kräfteverhältnisse in der Finanzbranche werden sich der Münchener Rück zufolge, durch die schwelende Finanzkrise, zu Gunsten der Versicherer verschieben. Es sei nicht zu erwarten, dass Versicherer das von der Bundesregierung aufgelegte und 500 Milliarden Euro schwere Rettungspaket für die Finanzbranche in Anspruch nehmen müssten, sagte der Vorstandschef des weltgrößten Rückversicherers, Nikolaus von Bomhard, im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. "Wir selbst haben aus heutiger Sicht gar nichts damit zu tun."
Vor allem die Banken hätten in den vergangenen Jahren übertriebene Renditeerwartungen von 20 Prozent und mehr gehabt, die kaum auf Dauer erzielbar seien. Deswegen seien hohe Risiken eingegangen worden, die teils miserabel gemanagt worden seien. Blind habe sich die Branche bei Kreditderivaten etwa auf das Urteil der Rating-Agenturen verlassen. Durch die massiven Probleme der Banken und Fonds müssten die Versicherer nun Boden gutmachen. "Die Lebensversicherung wird meines Erachtens eine Renaissance erleben, weil sie sicher ist", sagte von Bomhard.
Fehler von USA
Das Rettungspaket der Bundesregierung, das im Eilverfahren beschlossen und noch diese Woche in Kraft treten soll, nannte der Vorstandschef "sehr positiv" und "absolut notwendig". Dank der öffentlichen Gelder werde kein Kreditinstitut umfallen. Es sei aus heutiger Sicht ein großer Fehler der USA gewesen, die einst stolze Investmentbank Lehman Brothers nicht zu retten. Ihr Zusammenbruch hat die Krise noch einmal verschärft. Seitdem sind Banken weltweit noch zurückhaltender, sich untereinander Geld zu leihen; der Interbankenmarkt brach völlig zusammen.
Trotz des Rettungspaketes in Deutschland seien die Probleme nicht gelöst. Der Interbankenmarkt sei noch nicht wieder angesprungen, so von Bomhard. Dies könnte sich aber ab Montag ändern, sollte die Gesetzgebung tatsächlich abgeschlossen sein. "Wenn Liquidität zurückkommt, werden sich die Märkte erholen", zeigte sich der Münchener-Rück-Chef zuversichtlich. "Das geht aber nicht über Nacht."
Quelle: ntv.de