Moskau plündert Konten Neuer Ärger für Lufthansa
12.03.2008, 10:33 UhrRussische Finanzbehörden haben von Lufthansa-Konten nach Angaben des Unternehmens mehr als sechs Millionen Euro eingezogen. Die vor einigen Wochen wegen eines Steuerstreits gesperrten Konten der Fluggesellschaft in Russland seien jetzt wieder freigegeben worden. "Allerdings wurden 232 Millionen Rubel abgezogen. Das entspricht 6,4 Millionen Euro", sagte Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow. Das Unternehmen lege jetzt Rechtsmittel ein, um sich das Geld zurückzuholen.
Der Konflikt zwischen Lufthansa und Russland um die Zahlung von Mehrwertsteuer schwelt seit Jahren. Diese Steuern seien bis 2002 erhoben und gezahlt worden, sagte Gemkow. Danach sei man übereinkommen, dass diese nicht mehr anfielen. "Jetzt hat man die überraschenderweise wieder gefordert von uns", sagte der Finanzchef. Allerdings gebe es aus Lufthansa-Sicht inzwischen auch eindeutige Urteile gegen die Steuern. Nun stehe vermutlich ein sehr langwieriger Rechtsstreit mit den russischen Finanzbehörden bevor.
Streit um Überflugrechte
Die Fluggesellschaft und die Moskauer Regierung streiten sich auch wegen der Überflugrechte für Frachtflüge. Diese Rechte wurden kürzlich lediglich um einen weiteren Monat bis Ende März verlängert. "Noch in dieser Woche wird es einen neuen Verhandlungstermin geben", sagte Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Er gehe davon aus, dass das Vorgehen im Steuerstreit nichts mit den Überflugrechten zu tun haben.
Russland fordert von Lufthansa, ihr bisheriges Drehkreuz für Frachtflüge nach Asien vom Flughafen Astana in Kasachstan ins russische Krasnojarsk zu verlegen. Lufthansa schließt das nicht aus, wenn dort die Infrastruktur verbessert würde. Eine Zusage als Gegenleistung für eine Verlängerung der Überflugrechte lehnt die Fluggesellschaft ab.
Prognose vorgelegt
Die Lufthansa will ihren Umsatz und operativen Gewinn im laufenden und im kommenden Jahr weiter steigern. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gestalteten sich trotz der Unruhe an den Finanzmärkten weiterhin gut. Beim operativen Gewinn hänge die Steigerung allerdings davon ab, ob die erhöhten Treibstoffpreise wie in der Vergangenheit erfolgreich kompensiert werden könnten.
Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr insgesamt 3,9 Mrd. EUR für Treibstoff gezahlt. Damit seien 505 Mio. EUR mehr für Kerosin aufgewendet worden als 2006, teilte die zweitgrößte Fluglinie Europas am Mittwoch mit. Ohne die Preissicherungsmaßnahmen wären die Kosten um 109 Mio. EUR höher ausgefallen.
Im abgelaufenen Jahr hatte die Lufthansa ihren Gewinn im operativen Geschäft um 63 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Überschuss verdoppelte sich dank eines Veräußerungserlöses und eines Steuereffekts auf fast 1,7 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de