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Insiderskandal in Italien Notenbankchef tritt zurück

Italiens Notenbankchef Antonio Fazio ist zurückgetreten. Das bestätigte eine Sprecherin am Montagnachmittag. Mit diesem Schritt solle im Interesse des Landes und der Bank wieder Ruhe hergestellt werden. Der Chef der Banca d'Italia war wegen des Verdachts von Insidergeschäften in die Kritik geraten. Er sollte nach italienischen Medienberichten in den nächsten Wochen durch ein neues Gesetz zum Rücktritt gezwungen werden.

Als möglicher Nachfolger wird in den Medien unter anderem der Wirtschaftsexperte Tommaso Padoa-Schioppa (68), der Ende Mai aus dem Direktorium der Europäischen Zentralbank ausgeschieden war, gehandelt. Er gilt als einer der Väter des Euro. Weitere Kandidaten für den Gouverneursposten sind der ehemalige Generaldirektor des Schatzamtes und jetzige Goldman-Sachs-Manager Mario Draghi (58) sowie der Direktor des Finanzministeriums Vittorio Grilli (48).

Nach dem neuen Gesetz, das Wirtschaftsminister Giulio Tremonti so schnell wie möglich von beiden Parlamentskammern verabschieden lassen möchte, würde die Regierung den Notenbankchef nominieren - und nicht mehr der Rat der Banca d'Italia. Zudem soll die Amtszeit des Zentralbankchefs auf fünf Jahre begrenzt werden. Fazio war Anfang der 90er Jahre noch auf Lebenszeit ernannt worden.

Falls auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Plänen zustimmt, würde dies den Weg freimachen, um bereits in den nächsten Wochen den Nachfolger Fazios zu nominieren. Eine erste Reform der Notenbank wurde von der Regierung bereits im Sommer verabschiedet: Demnach sollte die Amtszeit auf sieben Jahre begrenzt werden.

Ob die EZB der Gesetzesänderung zustimmen wird, blieb am Montag offen. Die Europäische Zentralbank gab zunächst keinen Kommentar zu Fazios Rücktritt ab. Bevor eine Regierung das Gesetz zur Lenkung der Notenbank ändert, muss sie die EZB konsultieren.

Fazio steht bereits seit dem Sommer in der Kritik, als bekannt geworden war, dass er sich beim Übernahmekampf um die italienische Banca Antonveneta parteiisch verhalten haben soll. Er habe die niederländische Großbank ABN Amro gegenüber dem kleineren italienischen Mitbewerber Banca Popolare Italiana (BPI) benachteiligt, lautete der Vorwurf. Jedoch widersetzte sich Fazio bisher erfolgreich den Rücktrittsforderungen der Regierung.

Vor wenigen Tagen war Fazio jetzt erneut in die Schlagzeilen geraten, nachdem italienische Medien berichtet hatten, er habe im Zuge des Übernahmekampfes um die Banca Antonveneta vertrauliche Informationen an Mitarbeiter des inzwischen inhaftierten Ex-Chefs der BPI, Gianpiero Fiorani, weitergegeben.

Quelle: ntv.de

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