Konjunkturprogramme nötig OECD malt schwarz
31.03.2009, 11:31 UhrDie weltweite Wirtschaft wird nach Einschätzung der OECD in diesem Jahr so stark schrumpfen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Wirtschaftsleistung werde weltweit um 2,75 Prozent zurückgehen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit. "Die Weltwirtschaft ist mitten in der tiefsten und am stärksten synchronisierten Rezession, die wir je erlebt haben, ausgelöst von einer globalen Finanzkrise und verschärft durch einen Zusammenbruch des grenzüberschreitenden Handels", erklärte OECD-Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel.
Damit ist die OECD deutlich pessimistischer als die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF), die beide mit einem Schrumpfen um bis zu zwei Prozent rechnen. Die Rezession werde sich im Jahresverlauf verschärfen, bevor im kommenden Jahr eine Erholung schrittweise Fuß fasse, die durch die Konjunkturprogramme beflügelt werde, teilte die OECD weiter mit. Für 2010 sagen die OECD-Experten ein mageres Plus für die Weltwirtschaft von 1,25 Prozent voraus.
Arbeitslosigkeit steigt
Die Arbeitslosigkeit werde in den OECD-Mitgliedsstaaten in den kommenden Monaten kräftig steigen und ihren Höhepunkt erst 2010 oder Anfang 2011 erreichen, hieß es weiter. Allein in den sieben größten Industriestaaten (G7) seien Ende kommenden Jahres wohl 36 Mio. Menschen ohne Arbeitsplatz - etwa doppelt so viele wie Mitte 2007. Das unterstreiche, wie wichtig es sei, die Konjunkturprogramme durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu ergänzen, um soweit wie möglich einen Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit zu verhindern, sagte Schmidt-Hebbel.
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sei ein weiteres Eingreifen der Staaten nötig, sagte der OECD-Experte. Die Konjunkturprogramme müssten überdies international koordiniert werden. Die OECD sieht aber auch die Notenbanken in der Pflicht: Die Zinssätze müssten in die Nähe von null gesenkt werden und dort für längere Zeit bleiben, forderte Schmidt-Hebbel. Zusätzlich müssten die Währungshüter über alternative Mittel Geld in die Wirtschaft pumpen. Derzeit setzen unter anderem die US-Notenbank Fed und die Bank von England Mittel des "Quantitative Easing" ein und kaufen etwa Staatsanleihen auf.
Konjunkturprogramme gefordert
Auch die Bundesregierung wurde zu neuen Konjunkturprogrammen aufgefordert. Die deutsche Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr um 5,3 Prozent einbrechen, so die OECD. Dem folge nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent im kommenden Jahr, das den Anstieg der Arbeitslosenzahl auf mehr als fünf Mio. nicht verhindern könne. "Wegen der stark steigenden Arbeitslosigkeit sollten weitere Maßnahmen vor allem das Ziel haben, Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen", sagte Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel.
Die Regierung hat im Kampf gegen den Abschwung bislang gut 80 Mrd. Euro locker gemacht, etwa für Abgabensenkungen und die Abwrackprämie. Davon stehen Schmidt-Hebbel zufolge weniger als zehn Prozent für eine aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung. "Deutschland hat hier noch Spielraum", meinte er. Denkbar sei etwa, die Jobvermittlung zu stärken und Problemgruppen gezielt zu fördern.
Defizit steigt
Die exportabhängige deutsche Wirtschaft leidet nach Einschätzung der OECD besonders unter dem weltweiten Nachfrageeinbruch. Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen dürften deshalb in diesem Jahr um 16,5 Prozent einbrechen. "Der Produktmix der deutschen Exporteure mit ihrem Schwerpunkt auf Investitionsgüter ist besonders anfällig für den weltweiten Wirtschaftskreislauf", hieß es. Der OECD zufolge wird die Staatsverschuldung rasant steigen. Das Staatsdefizit werde in diesem Jahr auf 4,5 Prozent und 2010 auf 6,8 Prozent klettern. Es sei deshalb geboten, die Konjunkturmaßnahmen zeitlich zu befristen und den Staatshaushalt wieder in Ordnung zu bringen, sobald sich die Wirtschaft gefangen habe.
Quelle: ntv.de