Deutsches Wachstum OECD wird skeptischer
02.09.2008, 13:22 UhrDie Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt wird demnach in diesem Jahr arbeitstäglich bereinigt nur noch um 1,5 Prozent zulegen. Noch im Juni hatte die OECD mit 1,9 Prozent gerechnet. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bekräftigte dagegen die Regierungsprognose von unbereinigt 1,7 Prozent.
Im Vergleich zu den beiden anderen großen Volkswirtschaften des Euro-Raums steht Deutschland noch gut da. Für Frankreich senkte die OECD ihre Vorhersage von 1,8 auf 1,0 Prozent, für Italien von 0,5 auf 0,1 Prozent. Für den gesamten Euro-Raum geht die OECD nur noch von 1,7 (bisher: 1,3) Prozent aus. "Die Finanzkrise, der Abschwung am Immobilienmarkt und die hohen Rohstoffpreise belasten das globale Wachstum weiter", hieß es zur Begründung. Dagegen dürfte sich die US-Konjunktur besser als erwartet entwickeln: Für die weltgrößte Volkswirtschaft wurde die Prognose von 1,2 auf 1,8 Prozent heraufgesetzt.
Stagnation bis Ende 2008
Die deutsche Wirtschaft tritt der OECD zufolge bis Jahresende auf der Stelle. Das Bruttoinlandsprodukt werde im laufenden dritten Quartal stagnieren und auch im Schlussquartal kaum zulegen. Im Frühjahr war die Wirtschaft um 0,5 Prozent und damit zum ersten Mal seit knapp vier Jahren geschrumpft.
Etwas Rückenwind für die Wirtschaft der Euro-Länder verspricht der schwächere Euro. Dadurch stiegen die Absatzchancen in Übersee, sagte OECD-Chefvolkswirt Jorgen Elmeskov. Allerdings habe die Euro-Abwertung auch ihre Schattenseite, da damit die Importe von Rohstoffen teurer würden.
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bezeichnete der OECD-Chefvolkswirt als "angemessen". Wegen der Rekordinflation hatten die Währungshüter ihren Leitzins im Juni von 4,0 auf 4,25 Prozent angehoben. Dabei dürften sie ihn nach Einschätzung der meisten Analysten bei ihrer Ratssitzung an diesem Donnerstag sowie für den Rest des Jahres belassen. Angesichts der trüben Konjunkturaussichten wird derzeit aber damit gerechnet, dass die EZB ihren Leitzins im kommenden Jahr senkt.
Quelle: ntv.de