Perspektive Jobgesellschaft Obermann will mehr sparen
05.02.2007, 07:46 UhrDer neue Chef der Deutschen Telekom will möglicherweise mehr als die bislang geplanten 45.000 Service-Mitarbeiter in konzerneigene Gesellschaften ausgliedern. "Es könnten auch mehr als 45.000 Mitarbeiter werden, weil es mir lieber ist, diesen Menschen eine Perspektive zu geben, als die Stellen abbauen zu müssen", sagte Rene Obermann dem Bonner "General-Anzeiger".
Mit der Gewerkschaft will die Telekom über längere Arbeitszeiten und geringere Löhne und Gehälter für die von der Ausgliederung betroffenen Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com verhandeln. "Die Alternative hieße outsourcen beziehungsweise abbauen, dann doch lieber die Mitarbeiter innerhalb des Konzerns halten, indem wir mit dieser Maßnahme die Produktivität deutlich steigern und die Kosten senken", sagte Obermann. Die Personalkosten seien ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Im inländischen Festnetzgeschäft schlügen sie mit fast 25 Prozent zu Buche.
Insgesamt will der Konzern bis 2010 bis zu fünf Mrd. Euro einsparen. Erst vor einer Woche hatte Obermann die Gewinnprognose für 2007 um 1,2 Mrd. Euro gesenkt, unter anderem weil der Wettbewerb am inländischen Markt im Festnetz- wie im Mobilfunkgeschäft der Telekom zusetzt.
Die Gewerkschaft Verdi hat davor gewarnt, den steigenden Wettbewerbsdruck auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen, und mit Widerstand gedroht. "Wir haben immer sozialverträgliche Lösungen gefunden und streben das auch zukünftig an", sagte Obermann. "Unser Ziel lautet, die Kosten pro Arbeitsstunde zu senken, nicht unseren Mitarbeitern einfach 40 oder 50 Prozent ihres Einkommens wegzunehmen." Die Telekom wolle auch in Zukunft auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. "Eine Garantie dafür kann ich aber nicht geben", sagte Obermann.
Der Telekom-Chef will die Zahl der jährlich neu zu besetzenden Ausbildungsplätze stabil halten. "Wir wollen 2007 rund 4000 Auszubildende einstellen", sagte Obermann. Allerdings sollten die Auszubildenden nicht mehr pauschal, sondern berufsspezifisch bezahlt werden. Auch hier müsse mit den Gewerkschaften über "marktnahe Konditionen" verhandelt werden.
Obermann verteidigte zugleich die Absicht, eine Dividende mindestens auf Vorjahresniveau von 72 Cent je Papier zu zahlen. "Wir haben drei Zielgruppen zu bedienen: die Anteilseigner, die Mitarbeiter und, als wichtigste Gruppe, die Kunden", sagte der Telekom-Chef. Die Telekom sei eben auch abhängig von einer guten Akzeptanz am Kapitalmarkt.
Quelle: ntv.de