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Konsum wird Konjunkturtreiber Ökonomen senken Prognose

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute warnen die Bundesregierung vor einer Reformpause. Die Politik dürfe sich von der guten Konjunktur nicht zu dem Schluss verleiten lassen, sie habe genug für die Förderung des Wachstums getan. In ihrem Herbstgutachten erwarten die Experten ein etwas schwächeres Wachstum im kommenden Jahr. Größtes Konjunkturrisiko sei die Finanzkrise, die vor allem in den USA bremsen werde. Allerdings kann sich die deutsche Wirtschaft zunehmend auf die eigenen Beine stellen.

Bisher hatten die Institute für dieses und das kommende Jahr jeweils 2,4 Prozent vorhergesagt. Für 2007 sind sie nun mit 2,6 Prozent etwas optimistischer, für 2008 mit 2,2 Prozent ein wenig pessimistischer. Zuversichtlich sind sie für die Entwicklung am Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote werde von 8,7 Prozent in diesem auf 7,9 Prozent im kommenden Jahr sinken, die Arbeitslosenzahl werde 2008 knapp unter 3,5 Mio. liegen. Zudem werde der Staatshaushalt erstmals seit Jahrzehnten 2007 wieder einen leichten Überschuss aufweisen.

Rolle rückwärts am Arbeitsmarkt

Die guten Nachrichten sollten die Politik nicht über die Notwendigkeit zu weiteren Reformen hinwegtäuschen, warnen die sieben an dem Gutachten beteiligten Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Kritik üben sie vor allem an der Arbeitsmarktpolitik. Hier gingen die Reform nicht vorwärts, obwohl die strukturelle Arbeitslosigkeit noch immer hoch sei. "Vielmehr wird derzeit über ein Zurückdrehen bei den bisherigen Reformen diskutiert", schrieben sie mit Blick auf die Diskussion über Veränderungen an der Agenda 2010 der rot-grünen Vorgängerregierung. Eine Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I - die SPD und Union erwägen - lehnen sie ab, ebenso eine stärkere Reglementierung der Zeitarbeit. Zudem sprechen sie sich gegen Mindestlöhne aus, die in immer mehr Branchen vereinbart werden.

Kritisch sehen die Ökonomen auch den gegenwärtigen Trend weg von der moderaten Lohnentwicklung der vergangenen Jahre. Würden wieder höhere Lohnzuwächse vereinbart, dürfte dies den Aufbau von neuer Beschäftigung gefährden. Insgesamt müsse die Politik auch künftig in allen Bereichen dazu beitragen, den mittel- bis langfristigen Wachstumspfad der Wirtschaft zu verbessern.

Konsum wird Wachstumsstütze

Trotz der leichten konjunkturellen Abschwächung sehen die Forscher die Wirtschaft insgesamt "in einer robusten konjunkturellen Verfassung". Die von den USA ausgehenden Finanzmarktturbulenzen dürften in Deutschland keinen Abschwung auslösen. Nach dem Dämpfer durch die Mehrwertsteuererhöhung habe die Inlandsnachfrage bereits im diesem Jahr wieder kräftig zugelegt. Wegen der besseren Lage auf dem Arbeitsmarkt werde der private Konsum 2008 kräftig zulegen und die wesentliche Stütze des Wachstums werden. Die Unternehmensinvestitionen würden allerdings wegen höherer Kredit-Zinsen und der Finanzmarktkrise an Schwung verlieren. Auch aus dem Ausland werden wegen der langsameren Gangart der Weltwirtschaft weniger Impulse erwartet.

Die Stärkung der Binnenwirtschaft kommt zur rechten Zeit. Denn der globale Aufschwung wird nach Einschätzung der Institute deutlich an Tempo verlieren. Entscheidend dafür sei, dass die Immobilienkrise in den USA stärker ausfalle als gedacht. "So könnte ein Welle von Insolvenzen privater Haushalte die Immobilienpreise weiter sinken lassen und andere Vermögenstitel wie Aktien in Mitleidenschaft ziehen." Für die USA als weltgrößte Volkswirtschaft sagen die Forscher 2008 einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 2,1 nach 1,9 Prozent in diesem Jahr voraus. Im Euro-Raum dämpfe zudem der starke Euro die Erholung und die Geldpolitik stütze die Wirtschaft nicht mehr. Das Wachstum werde sich von 2,6 auf 2,1 Prozent abschwächen.

Beteiligt an dem Gutachten waren diesmal das Münchner Ifo-Institut, das IfW in Kiel, das IWH in Halle, das IMK aus Düsseldorf, das Essener RWI sowie das KOF in Zürich und das Wifo in Wien. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist nicht mehr dabei. Das Gutachten bildet die Grundlage für die in Kürze folgende eigene Wachstumsprognose der Bundesregierung.

Quelle: ntv.de

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