Dementis von allen Seiten Opel macht nervös
07.03.2009, 15:13 UhrDas Thema Opel droht sich in die Länge zu ziehen: Bis zu einer Entscheidung über die Rettung des angeschlagenen Autobauers könnten noch vier bis acht Wochen vergehen, heißt es in der Branche. Diese Zeit sei notwendig, um zunächst entscheidende Fragen zur Zukunft des Mutterkonzerns General Motors in den USA zu klären, sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz. Es sei ausreichend Liquidität für die Auszahlung der Löhne und die Bezahlung von Zulieferern vorhanden, beruhigte er.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte, sie sehe noch keine ausreichende Grundlage für staatliche Hilfe an Opel. Das Rettungskonzept müsse noch nachgebessert werden. "Wir werden helfen, wenn der Nutzen für alle Menschen größer ist als der Schaden."
Unterdessen steigt jedoch die Nervosität. Politiker-Äußerungen um eine mögliche Insolvenz lösten eine heftige Diskussion aus. Mehrere Medienberichte zur Zukunft von Opel wurden am Samstag zurückgewiesen.
Keine Sterbehilfe, bitte!
Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte scharf Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die ein Insolvenzverfahren für Opel angeregt hatten. "Die Insolvenz mag bei einem Maschinenbauunternehmen lebensrettend sein. Für Opel wäre sie Sterbehilfe", sagte der Frankfurter Bezirksleiter Armin Schild, der auch im Opel-Aufsichtsrat sitzt.
"Ich fordere dringend dazu auf, das Gerede über eine mögliche Opel-Insolvenz schleunigst einzustellen. Wer ständig darüber schwadroniert, zerstört das Vertrauen von Kunden und Lieferanten und redet eine Insolvenz herbei", sagte Hessens Ministerpräsident Koch der "Bild am Sonntag". SPD- Kanzlerkandidat und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von unverantwortlichen Drohszenarien.
Merkel betonte, die Regierung sei es den Mitarbeitern von Opel und deren Angehörigen schuldig, nach einer Rettungslösung zu suchen. Bei Opel arbeiten in Deutschland mehr als 25.000 Menschen. Europaweit hängen an Opel nach Angaben des Unternehmens 50.000 Arbeitsplätze.
Opel droht von dem schwer angeschlagenen US-Mutterkonzerns General Motors (GM) in den Abgrund gerissen zu werden. GM überlebt nur dank der Unterstützung der US-Regierung und könnte ohne weitere Milliardenhilfen schon in wenigen Wochen pleitegehen. Das erhöht auch den Druck, in Deutschland möglichst schnell eine Lösung für Opel zu finden. Es wird geprüft, ob man den Autobauer aus dem Mutterkonzern herauslösen kann. Franz sagte, die Bundesregierung unterstütze Opel bei den Gesprächen in den USA, damit dort keine Entscheidung zu Lasten Europas getroffen werde.
Ein Dementi nach dem anderen
Das Bundeswirtschaftsministerium dementierte einen Bericht des Magazins "Focus", demzufolge Opel beim Treffen mit Minister Karl- Theodor zu Guttenberg (CSU) vier Mrd. Euro Staatshilfe gefordert hat. "Diese Zahl ist gegenüber dem Minister nicht gefallen", sagte Sprecher Steffen Moritz.
Bisher war die Rede von einer Bitte um Bürgschaften im Volumen von 3,3 Mrd. Euro gewesen. Insgesamt ist der finanzielle Bedarf noch höher. Die Unternehmensführung hat vor kurzem gewarnt, dass das Geld bereits im April ausgehen könnte.
Opel-Betriebsratschef Franz wies mehrere Berichte über mögliche Szenarien für die Zukunft von Opel zurück. Die "Rheinischen Post" hatte berichtet, der Opel-Aufsichtsrat habe sich auf ein Szenarium mit drei Werken verständigt. Demnach würden in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern Stellen abgebaut, die Werke in Eisenach und in Schweden verkauft sowie der Betrieb in Belgien geschlossen. Weder der Aufsichtsrat noch der europäische Betriebsrat hätten über die Schließung von Werken gesprochen, sagte Franz. Vielmehr hätten Management und Betriebsrat das Ziel, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern.
Die Spekulationen über Werkschließungen könnten darauf zurückgehen, dass Opel selbst die Überkapazitäten vor einigen Tagen auf 30 Prozent bezifferte. Dies entspreche etwa drei Werken, hatte GM-Europachef Carl-Peter Forster gesagt. Daher war verstärkt auch über eine mögliche Schließung des Bochumer Werks spekuliert worden. Eisenach ist das modernste Werk von Opel und könnte daher am ehesten für einen Konkurrenten interessant sein.
Auch ein Bericht der "Automobilwoche", wonach der übernächste Astra in Südkorea statt in Rüsselsheim entwickelt werden könnte, sei falsch, sagte Franz. Die Verantwortung für die globale Plattform- Architektur werde in Rüsselsheim bleiben, weil es dort die größte Kompetenz gebe. Einen Bericht des Magazins "Focus", wonach Opel in Deutschland noch keinen Cent Steuern gezahlt habe, bezeichnete Franz als irreführend. Die Adam Opel GmbH habe in den vergangenen Jahren zwar keine Gewinne gemacht, zuvor habe Opel als AG aber Milliarden an Dividenden an den Mutterkonzern gezahlt und diese auch versteuert.
Quelle: ntv.de