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"Kernaktionär" für AUA Österreich spielt nationale Karte

Österreichs Regierung will ihren Staatsanteil an der Austrian Airlines (AUA) verkaufen, die Kontrolle aber nicht völlig aus der Hand geben. Sie wünscht sich "österreichische Kernaktionäre" für die wirtschaftlich angeschlagene Fluglinie und sollten sich diese nicht finden, will die Republik eine Sperrminorität behalten.
Die Sozialdemokraten (SPÖ) und die konservative Volkspartei (ÖVP) haben sich am Dienstag nach tagelangem Tauziehen über die Zukunft der AUA auf diesen Kompromiss geeinigt.

"Dabei handelt es sich um eine Vollprivatisierung der AUA unter Sicherstellung eines österreichischen Kernaktionärs, der die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie halten soll. Das können sowohl private österreichische Investoren sein als auch die ÖIAG," sagte Finanzminister Wilhelm Molterer. An der Wiener Börse legten die AUA-Papiere in einem freundlichen Gesamtmarkt fünf Prozent auf 4,16 Euro zu.

90 Millionen Euro Verlust bis Ende des Jahres

Knapp 43 Prozent der AUA gehören der Republik, gehalten von der Österreichischen Industrieholding (ÖIAG). An der Börse ist dieses Paket nur mehr knapp 150 Millionen Euro wert, weil die AUA in diesem Jahr bis zu 90 Millionen Euro Verlust einfliegen wird und sich das Umfeld auch 2009 nicht verbessern dürfte.
Die AUA selbst und auch die ÖIAG hatten sich zuvor für einen strategischen Partner stark gemacht. Ohne diesen würde man drastischen Einsparungen, mit Streckeneinstellungen und einem massiven Stellenabbau, entgegengehen, hatten Vorstand und die Führung der ÖIAG betont. Für diese Partnersuche wollte die ÖIAG "größtmögliche Flexibilität".

Die Lufthansa gilt als der bevorzugte Partner. Im Aufsichtsrat gibt es laut Kreisen diese Präferenz und auch der Berater Boston Consulting hatte die Deutschen an die erste Stelle gereiht. Lufthansa und AUA sind Partner in der Star Alliance und kooperieren bereits auf vielen Strecken und auch in der Technik.

Das Umfeld für den von der ÖIAG gewünschten Auftrag zur Vollprivatisierung war aber vom Wahlkampf für die Ende September angesetzte Parlamentswahl geprägt. Mit der Sperrminorität sollen die Marke "AUA" erhalten und die Firmenzentrale in Wien bestehen bleiben. Die Arbeitsplätze der AUA und des Wiener Flughafens sollen gesichert und das Streckennetz aufrecht erhalten werden.

Frisches Geld durch Kapitalerhöhung

"Wer geglaubt hat, die AUA zu 100 Prozent zu schlucken, der kann nicht mitmachen", sagte der designierte SPÖ-Chef Werner Faymann. Er geht nicht davon aus, dass die Partnersuche bis zur Wahl abgeschlossen ist. Dann sei ein neuerlicher Beschluss der Bundesregierung notwendig. Wer die neuen inländischen Kernaktionäre sein könnten, die vermutlich über eine Kapitalerhöhung Geld in die AUA einbringen müssen, ließen Molterer und Faymann offen.

Neben der Republik halten die Raiffeisen-Gruppe, die Bank Austria und die Vienna Insurance Group zusammen rund sieben Prozent. VIG-Chef Günter Geyer hatte sich zuletzt für eine österreichische Lösung ausgesprochen. Denkbar ist auch, dass diese Gruppe und die ÖIAG gemeinsam 25 Prozent halten werden. In diesem Fall stünde ein Viertel der AUA zum Verkauf.

"Es ist die Variante, dass österreichische, private Unternehmen 25 Prozent plus eins als österreichischer Kernaktionär haben, dann kann die ÖIAG zur Gänze herausgehen. Wenn nicht, dann könnte die ÖIAG mit etwa 17 Prozent drinnen bleiben", sagte Molterer. Einem strategischen Partner könne die Republik derzeit nur rund 28 Prozent anbieten. Molterer sagte aber, dass dieser Partner wohl auch den Streubesitz in Betracht ziehe, der knapp 50 Prozent beträgt.

Schwierige Partnersuche

Die Partnersuche dürfte mit der Festlegung auf einen inländischem Kernaktionär nicht leichter werden. Neben Lufthansa kommen laut Boston Consulting Air France/KLM und Turkish Airlines in Frage. Fest steht für Molterer aber, dass wohl nur ein europäischer Partner in Frage komme, weil dieser zur Sicherung der Flugrechte unabdingbar sei.

Die Lufthansa hat ihr Interesse an der AUA bekräftigt. Man werde sich mit dem Thema aber erst befassen, wenn es akut sei, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Wolfgang Mayrhuber, der österreichische Chef der Lufthansa, ist aber grundsätzlich nur an Mehrheitsbeteiligungen interessiert, obwohl die Deutschen auch Minderheiten an anderen Fluglinien halten.

Quelle: ntv.de

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