"Aufteilung des Reichtums" Paris regelt Gehälter
26.03.2009, 11:12 UhrNach heftigen Protesten in der Öffentlichkeit gegen "Goldene Handschläge" und Aktienoptionen für Manager will Frankreich gegen die Selbstbedienungsmentalität der Konzernspitzen einschreiten. Die Meldungen über Millionensummen für Manager richteten "in der Öffentlichkeit große Schäden an", sagte der Sprecher der Regierungspartei UMP, Frdric Lefebvre.
Das "dringliche" Problem der Entlohnung der Manager von Unternehmen, die Staatshilfe erhalten, werde bis zum kommenden Dienstag geregelt werden. Im Juni werde es zudem ein Gesetz über die "Aufteilung des Reichtums" der Konzerngewinne geben.
"Das wird verboten werden"
"Es kommt nicht in Frage, dass das Geld der Steuerzahler dazu dient, dass gewisse Chefs oder Topmanager dieses Geld für sich abziehen" sagte Lefebvre. "Das wird völlig verboten werden." Das gehe ohne Gesetz über Regelungen mit den Unternehmen, die Staatshilfen erhielten. Außerdem sei es ungerecht, wenn die Beschäftigten vier Prozent Lohnerhöhung bekämen und die Chefs der 40 größten Konzerne 57 Prozent mehr. "Es geht nicht, dass eine kleine Anzahl sich die Gewinne aneignet." Alle Mitarbeiter müssten in Aktienoptionen und Gewinnbeteiligungen einbezogen werden.
Der Generalsekretär des Präsidentenpalastes, Claude Guant, kündigte ein Verbot von Aktienoptionen und Boni für Unternehmen an, die vom Staat unterstützt werden. Das Dekret werde in der kommenden Woche vorgelegt. Im Juni solle ein Gesetz über die Beteiligung der Beschäftigten an Unternehmensgewinnen folgen.
Am Mittwoch hatte Sarkozy die Chefin des Unternehmerverbands MEDEF, Laurence Parisot, ultimativ zu einer freiwilligen Regelung aufgerufen. Parisot hatte dies aber abgelehnt und für eine moralische Sensibilisierung der Chefs plädiert. Der MEDEF habe "weder die Macht noch den Willen", den freien Unternehmen Regeln aufzuzwingen. Sarkozy hatte daraufhin erklärt: "Man kann keinen Esel zum Trinken bringen, der keinen Durst hat." Der Staat werde das regeln.
Die Millionenentlohnungen für Topmanager sind in Frankreich mit der Verschärfung der Wirtschaftskrise ins Zentrum der Proteste und des politischen Streits gerückt. Am Donnerstag traten die Beschäftigten des Energiekonzerns GDF-Suez an zahlreichen Standorten in den Streik, als bekannt wurde, dass der Konzernchef Gerard Mestrallet im November Optionen auf 830.000 Aktien erhalten hatte. Der Staat als größter Aktionär hatte den Aktienoptionen zugestimmt. GDF-Suez hat zuletzt 6,5 Mrd. Euro Gewinn geschrieben und bekommt keine Staatshilfe, ist also von dem angekündigten Dekret nicht betroffen.
Gasterminal wird bestreikt
In Südfrankreich haben unterdessen Arbeiter aus Protest gegen Aktienoptionen für ihre obersten Bosse ein Gasterminal bestreikt. Dass sich zwei Chefs des Energieriesen GDF Suez mehr als eine Million Aktienoptionen mit einem Schätzwert von 10,5 Mio. Euro teilen dürften, habe "das Fass zum Überlaufen gebracht", sagte Gewerkschaftsvertreter Robert Rozy am Donnerstag in Fos-sur-Mer in der Nähe der Hafenstadt Marseille. "Es ist schwierig für uns, solche Ankündigungen zu schlucken, wenn uns dauernd von der Krise erzählt wird und gesagt, dass Lohnerhöhungen nicht möglich sind."
Die Arbeiter würden drei Tanker, die in den kommenden Tagen einlaufen sollten, nicht entladen, kündigte der Gewerkschaftsvertreter an. Die Geschäftsführung solle Vorschläge machen. GDF Suez hatte tags zuvor mitgeteilt, dass Unternehmenschef Grard Mestrallet und sein Stellvertreter Jean-Franois Cirelli zusammen 1,13 Mio. Aktienoptionen bekommen hätten. Sie dürfen ab 2012 eingelöst werden und würden nach der angenommenen Kursentwicklung den beiden Managern einen Gewinn von 10,5 Mio. Euro bringen.
Quelle: ntv.de