Eklat bei Porsche-Treffen Pich sagt ab
18.05.2009, 17:02 UhrBei der möglicherweise entscheidenden Aufsichtsratssitzung über die Zukunft des tief verschuldeten Sportwagenbauers Porsche hat VW-Patriarch Ferdinand Pich mit seiner Abwesenheit für einen Eklat gesorgt. Der mächtige Chef des VW- Kontrollgremiums blieb dem Treffen im Porsche-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach ohne Begründung fern und dämpfte damit die Hoffnung auf eine konstruktive Fortsetzung der Fusionsgespräche zwischen den beiden Autobauern. Die Verhandlungen über einen Zusammenschluss liegen nach gegenseitigen Anfeindungen derzeit auf Eis. Die Aufsichtsratssitzung wurde von massiven Protesten von rund 6500 Porsche-Beschäftigten begleitet.
Ärger um Pich
Pich hatte vor wenigen Tagen die Kreditwürdigkeit von Porsche angezweifelt und die Zukunft von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking infrage gestellt. Am Wochenende warf VW dem Porsche-Management zudem vor, nicht ernsthaft und konstruktiv die Verhandlungen über den Zusammenschluss der beiden Autobauer voranzutreiben. Porsche wies das zurück und dementierte auch den Abbruch der Verhandlungen.
Der Sportwagenbauer hat sich bei der geplanten VW-Übernahme kräftig verhoben; Porsche drücken neun Mrd. Euro Schulden. Spekuliert wird, dass die Stuttgarter eine Kapitalerhöhung beschließen werden. VW verfügt dagegen über Milliarden-Reserven. Mitten im Machtkampf mit Großaktionär Porsche stemmt sich Volkswagen außerdem weiter gegen die weltweite Absatzkrise. Der Wolfsburger Konzern schnitt auch im April deutlich besser ab als der Gesamtmarkt. VW lieferte 541 600 Fahrzeuge aus, das war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus von 4,7 Prozent. Der weltweite Gesamtmarkt brach um 20 Prozent ein.
Porsche dementierte einen Zeitungsbericht, wonach der Sportwagenbauer bis Ende dieses Monats eine Mrd. Euro benötige. "Ende Mai ist keine Mrd. Euro fällig. Wir haben kurzfristig keine Refinanzierungsprobleme", sagte ein Sprecher. "Bis März kommenden Jahres haben wir keinen Refinanzierungsbedarf." Porsche verhandele dennoch derzeit weiterhin über die Erhöhung seiner jüngst vereinbarten Kreditlinie über zehn Milliarden Euro um weitere 2,5 Mrd. für allgemeine geschäftliche Zwecke.
Fusionsverhandlungen auf Eis
Am Montag sollten ursprünglich die Gespräche über ein Zusammengehen der beiden Autobauer auf Arbeitsebene fortgesetzt werden. Das Treffen wurde nach dem Streit von VW abgesagt und stattdessen eine Sitzung des Porsche-Aufsichtsrates einberufen. Bei der Sitzung sitzt auch der engste Kreis der Porsche- Eigentümerfamilien Porsche und Pich am Tisch. Nach dem Fehlen von Pich sind es 15 Teilnehmer.
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück schwor unmittelbar vor Beginn der Sitzung vor rund 3000 Beschäftigten in Weissach die Mitarbeiter auf eine eigenständige Zukunft ein: "Porsche bleibt selbstständig. Wir brauchen die Familie und die Familie braucht uns." Hück kritisierte erneut die Aussagen von Pich über eine fehlende Finanzkraft von Porsche. "Wir werden wieder Gewinne machen." Bei der Protestaktion gab es Transparente mit der Aufschrift "Ja zur Familie Porsche/Pich - Nein zu F.K. Pich". Am Porsche-Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen protestierten rund 3000 Beschäftigte, im Vertrieb- und Logistikwerk Ludwigsburg 500 Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de, dpa / AFP