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Schmierige Erklärungen Pierer bemüht sich

Die Siemens-Spitze stellt sich heute dem Unmut ihrer Aktionäre. Viele Investoren wollen auf der Hauptversammlung in München ihrem Unmut über die Schmiergeldaffäre bei Deutschlands größtem Elektrokonzern Luft machen.

Zum Auftakt der Veranstaltung gingen Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer und der Vorsitzende des Prüfungsausschusses im Siemens-Aufsichtsrat Gerhard Cromme im Detail auf die Abläufe innerhalb des Konzerns zur Aufklärung der Affäre ein. Von Pierer wies jede Kritik an seiner Rolle bei der Aufklärung der Schmiergeldaffäre zurück. Er habe in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender "ganz wesentliche Schritte zur Bekämpfung der Korruption eingeleitet", führte von Pierer in allergrößter Ausführlichkeit aus. "Es bedrückt mich persönlich besonders stark, dass diese Bemühungen nicht in ausreichendem Maß erfolgreich gewesen sind."

Die Verantwortung für die Aufklärung der Affäre liege beim Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats, erklärte von Pierer. Er selbst nehme an den Sitzungen des Ausschusses, die sich um die Affäre drehen, nicht teil. "Damit ist, so meine ich, der Besorgnis der Befangenheit vorgesorgt." Aktionärsschützer hatten kritisiert, dass von Pierer nun als Aufsichtsratschef Vorfälle aufklären müsse, die zum Großteil in seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender geschehen sind.

Von Pierer verteidigte zudem die umstrittene Gehaltserhöhung für den Siemens-Vorstand. In vielen Dax-Unternehmen verdienten die Vorstände deutlich besser. Es sei honorig, dass sich der Vorstand bereit erklärt habe, zu Gunsten eines BenQ-Mobile-Hilfsfonds für ein Jahr auf die Erhöhung zu verzichten. In Zukunft sollen Gehaltssprünge in dieser Dimension vermieden werden.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld versprach den Aktionären eine vollständige Aufklärung der Schmiergeldaffäre. Einzelne aktive und ehemalige Siemens-Mitarbeiter hätten sich ungesetzlich verhalten, sagte Kleinfeld. Als er davon erfahren habe, sei er zunächst fassungslos gewesen. Für unsaubere Geschäftspraktiken gebe es keinen Platz bei Siemens. Der Konzern wolle nun die Krise als Chance nutzen und zum Vorbild werden. Siemens geht davon aus, dass in den vergangenen Jahren bis zu 420 Mio. Euro in schwarze Kassen geflossen sind.

Zum Auftakt gab von Pierer auch einige Personalentscheidungen bekannt. So gibt es einen personellen Wechsel auf der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat. Wolfgang Müller wird sein Mandat mit Ablauf der Hauptversammlung niederlegen. Als Nachfolger hat die Gewerkschaft IG Metall Dieter Scheitor nominiert. Scheitor ist Gewerkschaftssekretär im Vorstand der IG Metall. Gründe für das Ausscheiden Müllers nannte von Pierer nicht. Müller ist ebenfalls Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall.

Angetrieben von überraschend starken Zahlen und dem geplanten Börsengang der Automobilzuliefersparte VDO haben sich Siemens-Aktien am Donnerstag mit kräftigen Gewinnen an die Spitze im Dax gesetzt. Im Vormittagshandel kletterten die Titel um 6,34 Prozent.

Quelle: ntv.de

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