Beratervertrag mit Regierung Pierer im Kreuzfeuer
21.04.2007, 11:31 UhrNach dem Rückzug Heinrich von Pierers von der Spitze des Siemens-Aufsichtsrates werden auch Stimmen gegen seinen Job als Berater der Bundesregierung laut. Neben der FDP kritisiert auch die Anti-Korruptions-Organisation "Transparency International" Pierers Beratungsfunktion für Bundeskanzlerin Merkel. 
"Das hinterlässt zumindest einen zwiespältigen Eindruck", sagte der Vorsitzende des Verbands, Hansjörg Elshorst, der "Neuen Presse". Pierer wäre klug beraten gewesen, nicht nur als Siemens-Aufsichtsratschef, sondern auch von dieser Funktion zurückzutreten, sagte er. 
Bundeskanzlerin Merkel hatte nach Pierers Rückzug erklären lassen, der Manager habe seine Beratertätigkeit stets mit Leidenschaft "und zu großer Zufriedenheit der Kanzlerin" wahrgenommen. Die Regierung habe keinen Zweifel an den Aussagen des Managers, dass er seine Entscheidung aus eigenem Antrieb und aus freien Stücken getroffen habe, sagte Regierungssprecher Thomas Steg. Diese Haltung und Entscheidung verdiene Respekt. "Die Qualität seiner Arbeit ist unbestritten", so Steg. 
"Die Kanzlerin vor die Wahl zu stellen, ihn zu beschädigen oder gar nichts zu tun, ist nicht sehr fein", kommentierte Elshorst. Möglicherweise habe der frühere Siemens-Chef tatsächlich nichts von der Korruption in seinem Unternehmen gewusst. Doch Pierer habe nicht die Kraft besessen, nach Änderung der Rechtslage die alte schlechte Praxis in seinem Unternehmen abzustellen. 
Auch die FDP kritisierte, dass Merkel weiter die Beraterdienste von Pierer in Anspruch nehmen will. Pierer sei auch deswegen zurückgetreten, um seine Firma vor weiteren schädlichen Debatten zu bewahren, sagte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle der "Berliner Zeitung". "Deshalb hätten sicher viele Verständnis, wenn er aus gleichen Motiven seine Beratertätigkeit für die Bundeskanzlerin ruhen lassen würde", sagte Brüderle weiter.
Pierer hat "nichts gewusst"
Der scheidende Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende ließ am Freitagabend unterdessen noch einmal bekräftigen, er habe keine Kenntnis von den mutmaßlich illegalen Siemens-Zahlungen an die Arbeitnehmerorganisation AUB gehabt. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete dagegen aus ihrer Samstagsausgabe, Pierer sei 1997 bei einer Aufsichtsratssitzung von einem IG-Metall-Funktionär darauf aufmerksam gemacht worden, es bestehe der Verdacht, dass Siemens die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) finanziell unterstütze. Dem Zeitungsbericht zufolge, der sich auf ein angebliches Protokoll des Treffens stützt, schwieg Pierer zu den Äußerungen des Gewerkschafters.
Der damalige AUB-Vorsitzende Wilhelm Schelsky wurde Mitte Februar festgenommen und sitzt seither wegen des Verdachts auf Steuervergehen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg geht davon aus, dass Schelsky zwischen 2001 und 2006 mehr als 34 Mio. Euro von Siemens erhalten hat. In dem Zusammenhang kam auch Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer für einige Tage in Untersuchungshaft. Die Ermittler verdächtigen ihn der Untreue. Weder Pierer noch der aktuelle Konzernchef Klaus Kleinfeld werden in Nürnberg als Beschuldigte geführt.
Pierer hatte in der Nacht zum Freitag seinen Rücktritt angekündigt. Er zog damit die Konsequenzen aus den Korruptionsaffären des Konzerns, bekräftigte aber zugleich, er habe sich nichts vorzuwerfen. Sein Nachfolger an der Spitze des Kontrollgremiums soll ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme werden.
Quelle: ntv.de
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            