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Lufthansa-Chef in Italien Poker um Alitalia

Die Lufthansa will die angeschlagene Alitalia nicht kampflos dem Konkurrenten Air France-KLM überlassen. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber traf am Freitag Vertreter der mächtigen Fluggewerkschaften in Rom, um über die Zukunft des Unternehmens zu sprechen. Ein Gewerkschaftsvertreter sagte nach dem Treffen, die zweitgrößte europäische Fluggesellschaft habe dabei Interesse an Alitalia bekundet. Lufthansa räumte erstmals eine Rolle bei den Bemühungen um die Rettung der Alitalia ein, wollte sich zum Inhalt der Gespräche aber nicht äußern.

Ob sich Lufthansa tatsächlich an Alitalia beteiligt, ist nach Einschätzung von Branchenkennern offen. Bislang hatte sich Lufthansa bei Alitalia mit dem Verweis zurückgehalten, dass das italienische Unternehmen erst eine umfassende Restrukturierung durchlaufen müsse, bevor an ein Engagement zu denken sei. Air France-KLM hatte dagegen bereits Interesse an der Minderheitsbeteiligung an einer neuen Alitalia signalisiert.

Schwere Zeiten

Alitalia steht seit Monaten vor dem Abgrund. Ein Verkauf der maroden Fluggesellschaft scheiterte mehrmals am Widerstand der Gewerkschaften, die massive Stellenstreichungen und Lohnkürzungen befürchten. Am Donnerstag signalisierte ein großer Teil der Arbeitnehmerverbände erstmals Kompromissbereitschaft - in letzter Minute. Die Flugbehörde hatte bereits mit dem Entzug der Betriebserlaubnis gedroht. Damit liegt das milliardenschwere Kaufangebot des italienischen Investoren-Konsortiums CAI wieder auf dem Tisch. Dieses will die gesunden Teile der Alitalia nach einer kräftigen Geldspritze mit dem Rivalen AirOne zusammenführen.

Kreisen zufolge wollen die Geschäftsleute eine ausländische Fluggesellschaft für eine Beteiligung an dem Rettungsplan gewinnen. Zur Disposition stehe ein Anteil von rund 20 Prozent, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. Dies wäre auch für die Lufthansa attraktiv, die den Kreisen zufolge in jedem Fall weniger als 50 Prozent anstrebe. Die Hoffnung in Italien ist, dass ein starker Airline-Partner das Überleben des Unternehmens sichert.

Viele "Mausefallen"

Branchenkenner sind skeptisch, ob die Lufthansa wirklich in Italien einsteigt. Bei Alitalia gebe es viele "Mausefallen", sagte ein Insider. Die Gewerkschaften seien unberechenbar. Mayrhuber sei nicht gerade für riskante Investitionen bekannt und habe auch noch andere Firmen auf seiner Einkaufsliste.

Air France-KLM könnte bei einem Engagement einen leichten Vorteil haben. Die Franzosen sind wie Alitalia im Luftfahrtbündnis SkyTeam, dessen Mitglieder beispielsweise bei Meilenprogrammen kooperieren. Die deutsche Fluggesellschaft ist hingegen Mitglied der Star Alliance. Ein Wechsel der Allianz wäre teuer. Allerdings wäre Lufthansa in Italien willkommener als der größere Rivale. Einige Gewerkschaften haben sich offen für die Deutschen ausgesprochen. Auch Premierminister Silvio Berlusconi favorisiert die deutsche Fluggesellschaft.

Quelle: ntv.de

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