Streubesitz etwas höher Porsche greift bei VW ein
29.10.2008, 13:54 UhrPorsche hat am Mittwoch wie angekündigt erste Optionen auf VW-Aktien aufgelöst. Der Umfang sei "gering", sagte ein Porsche-Sprecher in Stuttgart. Der Sportwagenhersteller hatte am Morgen angekündigt, "je nach Marktlage" Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien auflösen zu wollen, um weitere Turbulenzen des VW-Kurses zu verhindern.
"Wir verkaufen keine Stammaktien, nur Optionen", sagte der Sprecher. Porsche hatte die Verwerfungen beim Aktienkurs am Sonntag mit der Mitteilung ausgelöst, bereits 42,6 Prozent an VW zu besitzen und weitere 31 Prozent durch Optionen zu festgelegten Kursen. Der Schritt, Teile davon wieder aufzulösen, erhöht den Streubesitz der Wolfsburger wieder etwas.
Die Aussicht auf mehr handelbare Volkswagen-Aktien schickte den VW-Kurs in den Keller. Bis zum Mittwochmittag verlor das VW-Papier 40 Prozent. Die Kurskapriolen der vergangenen Tage waren auf eine zu geringe Anzahl verfügbarer Aktien zurückgeführt worden. "Wir wollen erreichen, dass sich die Kursentwicklung von Volkswagen wieder normalen Größen annähert", sagte der Porsche-Sprecher.
Dem Unternehmen gehe es nicht darum, mit der Auflösung Geld zu machen. Der Sprecher räumte aber ein, dass man natürlich Geld dafür bekomme, wenn man Optionen verkaufe. Eine solche Aktion werde vermutlich nicht wiederholt. "Das ist eine einmalige Maßnahme."
Porsche triff keine Schuld
Die Verantwortung für die jüngsten Verwerfungen bei der Volkswagen-Aktie wies Porsche zurück. Dem Unternehmen lägen Informationen vor, wonach spekulativ handelnde Leerverkäufer, so genannte Shortseller, zur Erfüllung ihrer Lieferverpflichtungen VW-Stammaktien kaufen mussten, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das Unternehmen sei während dieser Kursbewegungen nicht im Markt aktiv gewesen und habe die kapitalmarktrechtlichen Vorschriften zu jeder Zeit beachtet, antwortete das Unternehmen auf Vorwürfe der Manipulation.
Der Börsenkurs der VW-Aktie ist in den vergangenen Tagen massiv gestiegen, am Dienstag sogar über 1000 Euro. Damit war VW am Dienstag zeitweise das teuerste Unternehmen der Welt.
Trotz der Bereitstellung von Liquidität hält Porsche an dem Ziel fest, bei VW bis auf 75 Prozent aufzustocken, und will deshalb weiter an der Börse und außerbörslich Aktien zukaufen.
Hohe Spekulationsgewinne
Porsche dürfte wegen des Kursanstiegs einen hohen Spekulationsgewinn einfahren. Denn der Sportwagenhersteller kassiert bei der Auflösung seiner Optionen die Differenz zwischen dem aktuellen VW-Kurs und dem Basispreis der Optionen. "Porsche könnte mehr als 50 Milliarden Euro einstreichen", zitierte der "Tagesspiegel" am Dienstag einen Analysten.
Der Konzern habe Optionen auf 90 Mio. VW-Aktien (entspricht 31,5 Prozent aller Aktien). Bei einem angenommenen Basispreis von 200 Euro pro Option könnte bei einem aktuellen Aktienkurs von rund 800 Euro ein Gesamtgewinn von insgesamt 54 Mrd. Euro angefallen sein. "Diese Summe müssten Käufer auf der anderen Seite bezahlen", sagte der Experte, der nicht genannt werden wollte. "In den nächsten Wochen wird es einige Investoren geben, die wegen VW in Schwierigkeiten geraten."
Die Deutsche Börse will ebenfalls bei VW aktiv werden. Wie sie am Dienstagabend mitteilte, will sie angesichts der jüngsten Kurskapriolen der Volkswagen-Aktie die VW-Gewichtung im Dax bereits ab Montag deckeln. Wie es heißt, soll die Aktie auf zehn Prozent zurückgesetzt werden.
Quelle: ntv.de