Salzburger Clan-Tagung Porsche ringt mit VW
06.05.2009, 16:22 UhrAngesichts finanzieller Engpässe haben die zerstrittenen Eignerfamilien des Sportwagenherstellers Porsche über die Zukunft der Allianz mit Volkswagen beraten. Auf dem Tisch liegen mehrere Vorschläge, um die Schuldenlast von Porsche zu senken, da der Abschluss eines Beherrschungsvertrag mit Volkswagen in weite Ferne gerückt ist.
"Porsche braucht eine andere Lösung", sagte eine mit der Situation vertraute Person. Diskutiert werden unter anderem die Übernahme von Porsche durch VW, eine Fusion beider Unternehmen, der Einstieg neuer Investoren sowie Kapitalmaßnahmen. Porsche hat sich die Übernahme von rund 51 Prozent an VW 23 Mrd. Euro kosten lassen, die weltweit schwachen Automärkte sorgen für zusätzlichen Druck auf die Finanzen. An dem Treffen nahmen die Hauptvertreter der beiden Familienstämme, Ferdinand Piech und Wolfgang Porsche, vier weitere Vertreter der Familien sowie die Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Holger Härter, Finanzvorstand bei Porsche, teil. "Die Familien wollen ihren Kurs abstecken", sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die sechs Arbeitnehmervertreter im Porsche-Aufsichtsrat waren daher nicht nach Salzburg eingeladen worden.
Porsche-Betriebsratschef und -Aufsichtsrat Uwe Hück forderte die Eignerfamilien des Sportwagenbauers erneut zu einer Kapitalspritze auf. "Es wird Zeit, dass auch die Familien Porsche und Piech Kapitalerhöhungen machen, um auch die Schulden auszugleichen", sagte der Gewerkschafter bei n-tv.
Privater Machtplan?
Zugleich wandte er sich gegen Überlegungen, dass VW mit seinen hohen Barmitteln Porsche übernimmt. "Was nicht zustande kommt, das kann ich Ihnen auch versichern: Porsche wird nicht verkauft", sagte Hück. Dieser Vorschlag stammt Porsche-Kreisen zufolge von Ferdinand Piech und würde die mit netto neun Milliarden Euro verschuldete Porsche-Holding auf einen Schlag von ihren Verbindlichkeiten befreien. Piech bekäme zugleich als VW-Aufsichtsratschef in der Allianz von VW-Porsche mehr Macht.
Außer den Arbeitnehmern stemmt sich auch Piechs Cousin Wolfgang Porsche gegen solche Überlegungen. "Die Porsche AG wird nicht an VW verkauft", hatte Wolfgang Porsche bereits am Wochenende in einem Zeitungsinterview die Linie seiner Familie vorgegeben. Der Aufsichtsratschef des Sportwagenbauers favorisiert eine Verschmelzung von VW und Porsche und eine Kapitalerhöhung, was Medienberichten zufolge auch der Plan seines Schützlings, Porsche-Vorstandschef Wiedeking, sowie von Finanzvorstand Härter ist.
Ausgang noch offen
Die Familien Porsche und Piech bilden das Machtzentrum bei dem Stuttgarter Sportwagenhersteller, da sie alle stimmberechtigten, nicht börsennotierten Aktien halten. Mit der Situation vertraute Banker sagten, es werde in den nächsten Tagen und über das Wochenende weitere Gespräche und Abstimmungen geben. Die Piechs stellen zwar seit gut zwei Jahrzehnten den kleineren Familienteil. Die beiden Erben-Stämme haben sich jedoch vertraglich verpflichtet, im Porsche-Aufsichtsrat mit einer Stimme zu sprechen.
Mitspracherrechte forderte am Mittwoch die niedersächsische Landesregierung als zweitgrößter VW-Aktionär ein. "Das Land Niedersachsen erwartet von den Familien Piech und Porsche, dass dort erst einmal festgelegt wird, wer an das Land herantritt und wer mit dem Land verhandelt." Das Land hält gut 20 Prozent an VW und kann dank des VW-Gesetzes wichtige Entscheidungen blockieren. "Bei allen Überlegungen der Familien muss der Anteil Niedersachsens berücksichtigt werden", sagte eine mit der Situation vertraute Person. "Daran führt kein Weg mehr vorbei."
Auch VW-Betriebsratschef und Porsche-Aufsichtsrat Bernd Osterloh meldete Forderungen an. "Wer immer etwas von Volkswagen will, der kommt an den Belegschaften nicht vorbei", sagte Osterloh. "Alle Entscheidungen über Volkswagen fallen letztendlich in Wolfsburg", sagte er.
Quelle: ntv.de, reuters