Vorsteuergewinn verfünffacht Porsche überrascht
26.01.2007, 08:19 UhrDer Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche steuert mit Vollgas auf einen neuen Rekordgewinn zu. Im ersten Geschäftshalbjahr wurde ein überraschend hoher Gewinnsprung verbucht. Vor allem Sondererlöse im Zusammenhang mit der Beteiligung an VW haben den Vorsteuergewinn um mehr als das Fünffache auf 1,45 Milliarden Euro steigen lassen, teilte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking am Freitag auf der Hauptversammlung in Stuttgart mit.
Der Autobauer erhöhte auch seine Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr 2006/07 (31. Juli). "Wenn bei VW oder beim VW-Kurs nichts überraschendes geschieht, werden wir das Rekordergebnis des Vorjahres von 2,1 Milliarden Euro wieder einmal übertreffen", sagte Wiedeking. Noch im Dezember hatte er erklärt, dieser Rekord werde sich in diesem Jahr nicht wiederholen lassen. Gleichzeitig zog Wiedeking eine positive Bilanz des Einstiegs von Porsche bei Volkswagen. "Heute kann jeder am aktuellen Volkswagen-Kurs nachlesen, dass unser Investment zwischenzeitlich über eine Milliarde Euro an Wert gestiegen ist. Und diese Wertsteigerung ist nicht ohne unser Zutun zustande gekommen", sagte er. Allein die Neubewertung des VW-Anteils von inzwischen 27,4 Prozent habe 520 Millionen Euro zum Rekordvorsteuergewinn von 1,45 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres beigetragen. Erträge aus Kurssicherungsgeschäften in Verbindung mit dem VW-Einstieg lagen im deutlich hohen dreistelligen Millionenbereich.
Familienmitglied wieder Aufsichtsratschef
Die Geschäfte von Porsche werden künftig an oberster Stelle wieder von einem Mitglied der Porsche-Familie kontrolliert. Der in Stuttgart geborene Wolfgang Porsche wurde zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Der 63-Jährige folgt auf den Aufsichtsratschef Helmut Sihler, der nach 14 Jahren aus Altersgründen den Vorsitz niederlegte. Wolfgang Porsche ist ein Enkel des legendären "Käfer"-Entwicklers Ferdinand Porsche und Sohn des Porsche-Gründers Ferry Porsche. Gleichzeitig ist Wolfgang Porsche, der dem Aufsichtsrat des Sportwagenbauers bereits seit 1978 angehört, Spreche der Porsche-Familie.
Erstmals räumte Wiedeking einen Zusammenhang zwischen der geplanten Möglichkeit einer massiven Kapitalerhöhung und dem Porsche-Engagement bei VW ein. "Wir nutzen das auch als Hinweis an alle anderen Mitspieler bei Volkswagen, dass wir auch können, wenn wir wollen." Die Hauptversammlung soll am Freitag die Voraussetzungen für eine Kapitalerhöhung bei Porsche um bis zu 50 Prozent schaffen.
Vier Mrd. Euro für Einstieg bei VW
Auf Basis des gegenwärtigen Aktienkurses könnte dies knapp neun Milliarden Euro in die Konzernkasse bringen, sagte Wiedeking. Bereits die Ankündigung des Beschlusses im November hatte Spekulationen ausgelöst, Porsche könne damit seinen Anteil an VW aufstocken oder den Autobauer sogar komplett übernehmen wollen. "Wir spielen heute mit unserem guten Viertel des VW-Konzerns in einer völlig anderen Liga. Und in dieser Liga gibt es andere starke Mitspieler", sagte Wiedeking. "Unsere Kasse ist gut gefüllt und kann gegen vielerlei Risiken eingesetzt werden." Insgesamt habe Porsche inzwischen vier Milliarden Euro in seinen VW-Einstieg investiert. "Wer so viel Geld investiert, muss sich um diese Anlage kümmern", sagte Wiedeking weiter. Es müsse sich aber niemand Sorgen machen, dass Porsche wegen des Engagements in Wolfsburg das eigene Geschäfts aus den Augen verliere.
Geringerer Nachsteuergewinn
In dem Ende Januar abgeschlossenen ersten Halbjahr sprang der Nachsteuergewinn auf 1,05 Milliarden Euro von 169,8 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz sank unterdessen um 2,9 Prozent auf 3,02 Milliarden Euro. Der Absatz fiel um 5,9 Prozent auf 39.750 Fahrzeuge.
Beim Geländewagen Cayenne gab es im Zusammenhang mit dem Modellwechsel ein Minus von 39,8 Prozent auf 10.225 Fahrzeuge. Die Produktion des alten Cayenne wurde im November eingestellt, der Nachfolger kommt erst Ende Februar zu den Händlern. Allerdings seien die Vorbestellungen sehr gut, hieß es bei Porsche. Die Sportwagen der 911er-und der Boxster-Reihe legten dagegen kräftig zu.
Quelle: ntv.de