Reaktion auf Kritik Post baut Vorstand um
14.09.2007, 18:48 UhrUnter dem Eindruck heftiger Kritik an ihrem Umgang mit dem Kapitalmarkt baut die Deutsche Post ihren Vorstand um und wechselt den Finanzchef aus. Das Ressort werde im Oktober vom bisherigen Logistikvorstand John Allan übernommen, teilte der Bonner Konzern mit. Allans bisherige Aufgaben werden Vorstand Frank Appel zugeschlagen. Damit wird die Führungsmannschaft um einen Posten verkleinert.
Allan wird Anfang November eine neue Kapitalmarktstrategie verkünden, die auf mehr Anlegerorientierung und Offenheit zielt. Der 59-jährige Allan löst Edgar Ernst ab, über dessen Abberufung bereits Ende August spekuliert worden war. Damals hatte die Post noch offiziell erklärt, man suche keinen Nachfolger für den seit 1992 amtierenden Finanzvorstand. Nun sagte ein Unternehmenssprecher, man habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Wahrnehmung der Post bei den Investoren zu wünschen übrig lasse, was wohl auch mit der Kommunikation gegenüber den Anlegern zusammenhänge. Von Allans Berufung erhoffe man sich in dieser Richtung neue Impulse.
In der Kritik: Rentabilität und Intransparenz
Unter anderem auf der Hauptversammlung im Mai hatte die Post ungewöhnlich heftige Kritik von Investoren zu hören bekommen. Sie warfen dem Management geringe Rentabilität und Intransparenz vor. Die größte Deutsche Fondsgesellschaft DWS hatte gewarnt, wenn das Unternehmen nicht rasch profitabler werde, drohe ihm die Zerschlagung. Union Investment, die ebenfalls an der Post beteiligt ist, kritisierte, bei dem Bonner Konzern würden in einem nicht mehr zu tolerierenden Maße Schwachpunkte verschleiert.
Mit der neuen Kapitalmarktstrategie will die Post der Kritik Rechnung tragen. Zumwinkel hatte Anfang August angekündigt, der Konzern wolle aus seinem Geschäft mehr Geld ziehen und die Aktionäre daran teilhaben lassen. Er stellte zudem ein größeres Maß an Transparenz in Aussicht. Der Konzern werde künftig mehr auf Vergleichbarkeit und Konsistenz bei seinen Kapitalmarktinformationen achten und den Umhängungen sowie nachträglichen Anpassungen in der Bilanz ein Ende bereiten.
Die Post unterstrich in diesem Zusammenhang, Allan, der insgesamt elf Jahre an der Spitze namhafter britischer Firmen gestanden habe, genieße im Londoner Finanzdistrikt bestes Ansehen und verfüge auf diesem Gebiet über große Kompetenz. Zuletzt hatte Allan den Kontaktlogistiker Exel geleitet, den die Post 2005 in ihrer bislang größten Transaktion für 5,5 Mrd. EUR übernommen hatte. Danach war Allan in den Konzernvorstand aufgerückt, wo er die weltweite Logistik verantwortete.
Zumwinkels Kronprinz Frank Appel
Der Bereich Logistik geht nun an Appel über, der bereits vor dem Exel-Kauf dafür zuständig gewesen war. Daneben wird er weiter für das internationale Briefgeschäft, das Regulierungsmanagement und die Betreuung der 100 größten Konzernkunden zuständig sein. Auch verbleibt das konzernweite Qualitätsprogramm First Choice in seiner Hand. Jedoch gibt der 46-Jährige die Verantwortung für spartenübergreifenden Themen wie IT, Einkauf, Immobilien und Recht an Allan ab.
Appel habe nun die Verantwortung für mehr als die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes von 60 Mrd. EUR, sagte der Post-Sprecher. Zumwinkel, dessen Amtszeit Ende 2008 nach 18 Jahren ausläuft, hatte Appel bereits im Mai zu seinem Kronprinzen auserkoren.
Die Börse feierte die Nachrichten aus Bonn. Der Kurs der "Aktie Gelb" zog in der Spitze um drei Prozent an. Analyst Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg sagte, Allen habe einen exzellenten Ruf, und seine Nominierung sollte vor allem von angelsächsischen Investoren positiv aufgenommen werden.
Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires
Quelle: ntv.de