Rote Zahlen, Kapitalerhöhung Postbank schockt Börse
27.10.2008, 09:14 UhrDie Deutsche Postbank ist durch die Finanzkrise überraschend heftig erwischt worden und in die roten Zahlen gerutscht. Die Post-Tochter musste im dritten Quartal auch wegen risikoreichen Engagements bei der zusammengebrochenen US- Investmentbank Lehman Brothers einen Vorsteuerverlust von 449 Mio. Euro hinnehmen. Nun braucht Deutschlands größte Filialbank, die bislang relativ glimpflich durch die Turbulenzen gekommen war, rund eine Milliarde Euro frisches Kapital.
Dazu soll es noch im vierten Quartal mit Hilfe des Mehrheitseigners Deutsche Post eine Kapitalerhöhung geben. Staatliche Hilfe will das Bonner Geldinstitut nicht in Anspruch nehmen. Der Kurs der Aktie rutschte nach den Bekanntmachungen der Bank ab - er lag am Nachmittag mit minus 27 Prozent bei einem Rekordtief von 13,59 Euro. Die Dividende für dieses Jahr wird gestrichen.
Ziele aufgegeben
"Die Postbank wurde im dritten Quartal von der Finanzkrise hart getroffen", sagte Postbank-Vorstandschef Wolfgang Klein. Insgesamt musste das Institut von Juli bis September Belastungen von rund einer Milliarde Euro verkraften. Ihre Ziele für das laufende Jahr gibt die Postbank auf. Den für Anfang kommenden Jahres geplanten Einstieg der Deutschen Bank sieht Klein aber nicht gefährdet. Auch von Seiten der Deutschen Bank und der Deutschen Post hieß es, die Vereinbarung stehe.
Im restlichen Jahresverlauf werde die Postbank voraussichtlich weitere Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommen, sagte Klein. "Wir müssen davon ausgehen, dass im vierten Quartal auf die gesamte Bankenbranche weitere finanzielle Belastungen zukommen. Diesen wird sich auch die Postbank nicht entziehen können." Er sehe zwar nach dem Eingreifen der Politik "erste zarte Anzeichen" für eine Entspannung. "Doch ist es noch zu früh um zu beurteilen, ob der Durchbruch bei der Überwindung der Finanzmarktkrise tatsächlich gelingen wird."
Alles aus eigener Kraft
Das in nur wenigen Wochen geschnürte europaweite Rettungspaket bezeichnete Klein zwar als "Großtat". Er werde es aber auch in Zukunft so halten, dass er bei einer aufkommenden Fragestellung zunächst zusammen mit den Investoren nach einer Lösung suche. "Wir wollen die aktuellen Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen und sind aus heutiger Sicht davon überzeugt, dass wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben, um das auch zu schaffen." Sollte sich bei einer weiteren Zuspitzung der Krise ergeben, dass die Postbank weiteres Kapital bräuchte, werde ebenfalls zuerst das Gespräch mit den Investoren gesucht. "Solange wir das privatwirtschaftlich angehen können, werden wir das auch privatwirtschaftlich lösen."
Die Postbank verbuchte im dritten Quartal einen Verlust vor Steuern von 449 Mio. Euro - nach einem Gewinn von 350 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Die Belastungen aus dem Engagement bei Lehman Brothers machten allein 364 Mio. Euro aus.
Angesichts der anhaltenden Finanzmarkt-Turbulenzen will die Postbank ihre Ziele für das laufende Jahr nicht aufrechterhalten. Eine neue Prognose wurde nicht genannt. "Ich halte es in der aktuellen Situation nicht mehr für angebracht, konkrete Ziele zu nennen", sagte Klein. Bislang war das Institut für das gesamte Jahr von einem Vorsteuergewinn von 1,1 bis 1,2 Mrd. Euro ausgegangen. Nun weist die Postbank für die ersten neun Monate einen Vorsteuerverlust von 112 Mio. Euro aus.
Für die Kapitalerhöhung sollen bis zu 54,8 Mio. neue Aktien ausgegeben werden. Die Post will alle angebotenen Aktien zu 18,25 Euro zeichnen. Die Deutsche Bank will Anfang 2009 von der Post 29,75 Prozent der Postbank-Anteile erwerben. Sie hat auch die Option auf die restlichen Post-Anteile gesichert. Klein betonte, der Einstieg sei seiner Ansicht nach nicht gefährdet. "Die Dinge laufen trotz der Finanzkrise planmäßig." Derzeit würden operative Bereiche abgestimmt.
Quelle: ntv.de