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Finanzkrise haut rein Postbank wie erwartet

Die weltweite Finanzkrise hat der zum Verkauf stehenden Postbank im Frühjahr erneut ins Kontor geschlagen. Der Vorsteuergewinn sank im zweiten Quartal vor allem wegen weiterer Abschreibungen auf strukturierte Anleihen um ein Viertel auf 171 Mio. Euro, wie die Deutsche-Post-Tochter am Mittwoch mitteilte. Die Krise zehrt zunehmend am Eigenkapital der größten deutschen Filialbank und könnte sie damit weniger attraktiv für Käufer machen. Mit einer Kernkapitalquote von 6,3 Prozent ist das Institut im Vergleich zu anderen europäischen Großbanken eher schwach ausgestattet.

Unter dem Strich verdiente die Postbank mit 119 Mio. Euro 20 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Zahlen lagen im Rahmen der Analystenerwartungen. Für das Gesamtjahr gab sich die größte deutsche Filialbank zuversichtlich, trotz des schwierigen Marktumfelds den geplanten Vorsteuergewinn von 1,1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro zu erreichen. Die Folgen der Krise sind dabei herausgerechnet: Positive wie negative Sondereffekte seien nicht berücksichtigt, hieß es. Ohne die Effekte der Finanzkrise verdiente die Postbank im ersten Halbjahr gut 650 Mio. Euro.

Die Verwerfungen an den Finanzmärkten waren im zweiten Quartal der Hauptgrund für den Ergebnisrückgang. Die Belastungen hieraus summierten sich auf knapp 150 Mio. Euro. In den ersten sechs Monaten musste die Bank damit ergebniswirksame Wertberichtigungen auf teils mit US-Ramschhypotheken besicherte Papiere von fast 320 Mio. Euro vornehmen.

Damit ist die Bank im Vergleich zu Geldhäusern, die wie die Deutsche Bank und die Commerzbank Milliardenabschreiben mussten, gut weggekommen. Bei der Postbank kommen aber Belastungen von rund einer Milliarde Euro hinzu, die sie im ersten Halbjahr über die Neubewertungsrücklage direkt mit dem Eigenkapital verrechnete.

Anders als viele Institute zieht die Postbank diese Bewertungseffekte direkt vom Kernkapital ab, weshalb die Quote kräftig sank. Die Postbank erwartet aber, dass sich ihre Kapitalausstattung wieder verbessern wird - vorausgesetzt die Neubewertungsrücklage verringert sich marktbedingt nicht weiter. Die bisherige Zielmarke von 7,5 Prozent für 2009 wiederholte sie im Halbjahresbericht aber nicht.

Aus dem Umfeld potenzieller Käufer der Postbank war immer wieder zu hören, dass die vergleichsweise dünne Kapitaldecke des Instituts eine wichtige Rolle in den Kaufüberlegungen spiele. Derzeit ist es für Banken äußerst schwierig, an frisches Kapital zu kommen.

Die Post spricht Finanzkreisen zufolge mit Interessenten aus dem In- und Ausland über einen Verkauf der Tochter. Zu ihnen sollen neben der Deutschen Bank die spanische Santander und die niederländische ING zählen. Ein Knackpunkt der Gespräche dürfte die Bewertung sein. Der Börsenwert der Postbank ist seit Jahresbeginn um rund ein Viertel auf 7,3 Mrd. Euro zurückgegangen.

Grundsätzlich ist die Postbank mit ihren gut 14 Mio. Kunden für viele Konkurrenten aber attraktiv. Operativ legte sie in den vergangenen drei Monaten trotz eines scharfen Wettbewerbs um Privatkunden in Deutschland und steigender Zinsen zu. Zins- und Provisionsüberschuss stiegen. Auch die Risikovorsorge im Kreditgeschäft blieb im Jahresvergleich konstant, obwohl immer mehr Experten vor steigenden Ausfällen wegen des Wirtschaftsabschwungs warnen.

Quelle: ntv.de

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