Air France-KLM ist raus Probleme bei AUA-Verkauf
21.10.2008, 21:30 UhrDer Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines (AUA) droht zu scheitern. Die französische Fluggesellschaft Air France-KLM hat sich aus dem Bieterrennen um das österreichische Unternehmen zurückgezogen. Die als Favorit geltende Lufthansa ist Kreisen zufolge zwar noch im Rennen, allerdings hauptsächlich aus taktischen Gründen. Die russische S7 will dem Vernehmen nach zwar ein Angebot abgeben. Allerdings fordern die Russen dafür mehr Zeit.
Air France begründete den Rückzug damit, dass angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein verbindliches Angebot nicht machbar gewesen sei. Der Rückzug der Franzosen führe nicht automatisch auch zu einem Ausstieg von Lufthansa, hieß es aus den Kreisen. Dennoch vertreten Experten die Einschätzung, dass die deutsche Fluggesellschaft vor allem deshalb mitbietet, um den Star-Alliance-Partner AUA nicht kampflos Air France-KLM zu überlassen. Dieser hat das Unternehmen zumindest auf längere Sicht noch nicht abgeschrieben. Air France sei weiterhin an Gesprächen über eine Beteiligung an Austrian interessiert, sagte der Sprecher.
Lufthansa wollte den Rückzug des Wettbewerbers nicht kommentieren. Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber hatte in einem Ende September erschienenen Interview gesagt, der Konzern lasse sich bei Entscheidungen nicht von der Angst leiten, jemand anderer könnte ihm eine Airline "wegschnappen". Jeder Zukauf müsse für das Unternehmen Sinn machen. Einem Bericht der österreichischen Zeitung "Die Presse" zufolge habe Lufthansa um weitere zwei Monate Zeit gebeten, um sich ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Situation der AUA zu machen.
S7 will mehr Zeit
Die russische S7 wolle ein "ernsthaftes Angebot" für Austrian vorlegen, sagte ein Insider. "Aber es wird an Bedingungen geknüpft sein." Zudem fordere das Unternehmen mehr Zeit, um eine endgültige Offerte einzureichen. Nach dem bisherigen Zeitplan sollten die Bieter Dienstagmittag verbindliche Angebote für den Staatsanteil von rund 42 Prozent abgeben. Bis Freitag sollen die Preisvorstellungen der Interessenten feststehen. Zu Wochenbeginn sollte dann der neue Partner präsentiert werden.
Angesichts des offenbar nicht überschäumenden Interesses von Lufthansa und der Forderung nach einer Verschiebung des Verkaufs von S7 dürfte dieser Zeitplan jedoch kaum zu halten sein. Analysten halten ein Platzen des Verkaufs für möglich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lufthansa etwas bietet. Damit müsste der Bieterprozess gescheitert sein, außer Österreich ist bereit, Austrian an S7 zu verkaufen", sagte Luftfahrt-Analyst Nils Machemehl von der BHF-Bank. Ein Verkauf der Fluggesellschaft an Russland dürfte in Österreich massiven politischen Widerstand hervorrufen. Angesichts dessen werden S7 in der Branche nur geringe Chancen eingeräumt, obwohl sich die Russen sehr um die AUA bemüht hatten.
Die AUA-Eigentümerin ÖIAG will den Verkauf nicht verschieben. Dies sei derzeit nicht geplant, sagte eine Sprecherin. Die Holding hält den Staatsanteil von rund 42 Prozent an der AUA.
Quelle: ntv.de