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Europäischer Aktionstag Protest bei Airbus

Mehrere tausend Beschäftigte des europäischen Flugzeugherstellers Airbus haben mit einem Warnstreik gegen die angekündigten harten Sanierungsschnitte demonstriert. Am Airbus-Hauptsitz in Toulouse beteiligten sich bis zu 15.000 Menschen an den Protesten. "Ich hoffe, dass dieser Aktionstag die Sache in Bewegung bringen wird. Es ist nicht normal, dass Airbus in Frankreich so benachteiligt wird", erklärte Jean-Franois Knepper, französischer Co-Präsident des europäischen Airbus-Betriebsrats in Toulouse. Das Ziel sei nicht, dass man den anderen verschlinge, sondern dass jeder zu essen habe, sagte Knepper weiter.

Die französische Präsidentschaftskandidatin Sgolne Royal und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben bei einem Treffen in Berlin über die Umbaupläne bei Airbus gesprochen. Im Vordergrund stünden die Sorgen der Beschäftigten aber auch die Bemühungen, den Konzern produktiv und wettbewerbsfähig zu halten, sagte Royal. "Das Entwicklungspotenzial muss erhalten und ausgebaut werden."

Der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) will die Serie der Proteste gegen "massive Arbeitsplatzverluste und den Ausverkauf der Airbus-Standorte" mit einem "europäischen Aktionstag" am 16. März fortsetzen. Geplant seien je nach rechtlicher Lage in den verschiedenen Ländern Arbeitsniederlegungen, Streiks, Werksversammlungen oder Demonstrationen, teilte der EMB in Brüssel mit. Die Aktionen sollten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien stattfinden sowie bei Zulieferern in Belgien und den Niederlanden.

Trauma Airbus

Im Airbus-Werk Saint-Nazaire, das verkauft werden soll, legten am Dienstag rund 90 Prozent der insgesamt 2400 Mitarbeiter die Arbeit nieder. In Maulte, für das die Airbus-Mutter EADS einen industriellen Partner sucht, demonstrierten mehr als 1.500 Mitarbeiter gegen das "Trauma Airbus". "Wir wollen keinen Industriepartner. Das ist der Beginn eines allmählichen Ausgliederungsprozesses von Airbus", sagte einer der Gewerkschaftsführer.

Frankreichs Wirtschaftsminister Thierry Breton versicherte im Rundfunk, dass niemand auf "der Strecke bleiben wird". Die 10.000 Stellenstreichungen, die der Sanierungsplan europaweit vorsieht, sollten ohne Entlassungen vorgenommen werden. "Wir müssen so vorgehen, dass die Zahl der Mitarbeiter bis 2010 von 55.000 Mitarbeitern durch vorzeitigen Ruhestand und freiwillige Vertragsauflösung auf 50.000 sinkt", erklärte Breton.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) kritisierte unterdessen den französischen Führungsanspruch beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. Dies seien Töne, die mit dem Wahlkampf in Frankreich zu tun hätten, sagte Glos in Berlin. Die deutsch- französische Machtbalance beim Airbus-Mutterkonzern sei erfolgreich und müsse erhalten bleiben. Die französische Regierung hatte am Montag angekündigt, sie sei bereit, sich "zusammen mit den anderen Aktionären" an einer Kapitalerhöhung bei EADS zu beteiligen. In diesem Fall müsse aber auch das Führungsmodell mit den deutsch- französischen Doppelspitzen überprüft werden, sagte Premierminister Dominique de Villepin.

Der französische Innenminister und Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy hatte im Fernsehen zu den Umbauüberlegungen gesagt: "Man braucht einen echten Aktionär, der der industrielle Chef des Unternehmens ist und das Management bestimmt. Man nimmt einfach die Besten, um die besten Entscheidungen zu treffen. Ich will sicher sein, dass die Aufgabenverteilung zwischen Deutschen und Franzosen auf einer Basis der Gleichheit erfolgt. Der Flugzeugbau ist schließlich eine französische Spezialität."

Nach den Plänen der Airbus-Mutter EADS sollen europaweit 10.000 Stellen gestrichen werden, davon 4.300 in Frankreich und 3.700 in Deutschland. Für die deutschen Werke in Varel und Laupheim mit zusammen 2.500 Beschäftigten sowie St. Nazaire-Stadt sucht Airbus Käufer, für Nordenham mit 2.200 Beschäftigten sowie Fulton in Großbritannien und Maulte in Frankreich Industriepartner.

Quelle: ntv.de

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