Meldungen

Börsengang im Oktober? Rätselraten bei der Bahn

Die Deutsche Bahn will einem Magazinbericht zufolge am 27. Oktober an die Börse gehen. Die Aktien sollten vom 13. Oktober bis zum 24. Oktober zum Kauf angeboten werden, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Capital" unter Berufung auf Bankenkreise. Der bislang staatseigene Bahn-Konzern will im Herbst 24,9 Prozent seiner Verkehrssparte unter dem Namen DB Mobility Logistics an die Börse bringen, hat bisher aber kein konkretes Datum genannt. Ein Sprecher der Bahn lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab.

Mit der für Ende des Jahres angekündigten Preiserhöhung stößt die Bahn unterdessen auf immer heftigere Kritik. Grünen-Bundestagsfraktionschef Fritz Kuhn bezeichnete das Vorgehen als "übelste Abzocke". Bahn-Chef Hartmut Mehdorn wolle "wieder die Fahrgäste schröpfen, um den geplanten Börsengang für profithungrige Investoren attraktiv zu machen", kritisierte Kuhn. Diesem "kundenfeindlichen Größenwahn" müsse der Bund als Eigentümer endlich ein Ende machen, forderte der Grüne weiter.

Kritik an der Begründung für die Fahrpreiserhöhung übte der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky. Mehdorn hatte diese mit den gestiegenen Energie- und Personalkosten begründet. "Es hätte mich gewundert, wenn wir nicht Schuld wären", sagte Weselsky. Die Halbjahresbilanz hingegen zeige, dass Personalkosten nicht ausschlaggebend seien. "Mehdorn hat gute Zahlen vorgelegt. Er macht sein Baby hübsch für den Börsengang", kritisierte Weselsky.

Den Umfang der vermutlich zum Fahrplanwechsel im Dezember anstehenden Ticketpreiserhöhungen hatte Mehdorn nicht genannt. Nach Angaben der "Financial Times Deutschland" sollen die Preise um bis zu 3,2 Prozent steigen. Ein Konzernsprecher sagte dazu, es gebe noch keinen Vorstandsbeschluss, man werde Anfang September über die Details informieren.

Belohnung für Vielfahrer

"Wer mehr Personenverkehr auf die Schiene bringen will, sollte beim Drehen an der Preisschraube vorsichtig sein. Viel wichtiger ist, dass die DB endlich ihr Tarifsystem reformiert", sagte der Bremer Verkehrssenator Reinhard Loske (Grüne). Vielfahrer und Stammkunden sollten belohnt werden.

Der FDP-Verkehrspolitiker Horst Friedrich kritisierte dagegen den Zeitpunkt der Ankündigung. Die Bahn müsse angesichts des guten Ergebnisses die Erhöhung besser begründen. "Sonst entsteht der Eindruck, sie versuche, den Markt abzuschöpfen." Als Ursachen für den geplanten Preisschub sieht Friedrich auch die Expansionspläne der Bahn und ihren Börsengang im Herbst.

Falsches Signal

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) beklagte die "turnusmäßig angekündigte Preiserhöhung" als falsches Signal. Die Bahn müsse vielmehr versuchen, von einer wachsenden Umsteigebereitschaft vieler Autofahrer zu profitieren.

Der Fahrgastverband Pro Bahn reagierte ebenfalls mit Kritik. Die Bahn könnte höhere Kosten auch mit den deutlich gestiegenen Einnahmen auffangen, sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann. Pro-Bahn-Vorstand Hartmut Buyken sagte: "Wir fürchten, dass viele Menschen jetzt trotz gestiegener Benzinpreise doch nicht auf die Bahn umsteigen."

Aufschlag mit Kosten-Argument

Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte bei der Halbjahresbilanz angekündigt, die Preise sollten wegen stark gestiegener Energie- und Personalkosten nach zwölf Monaten zum Fahrplanwechsel im Dezember wieder angehoben werden.

Finanziell nimmt der bundeseigene Konzern mit einem Gewinnplus im ersten Halbjahr Kurs auf die Teilprivatisierung, die nach wie vor "im Herbst" angestrebt wird. Ein konkreter Termin wurde noch nicht genannt. Erwartet wird die Ankunft am Kapitalmarkt für Anfang November.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen